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Muss im Hundefutter wirklich so viel Fleisch sein? Ein Erfahrungsbericht

 

Das Thema „Ernährung des Hundes“ ist konfliktreich wie kaum ein anderes. Wenn man beispielsweise in ein Hundeforum im Internet geht oder gar auf Facebook eine Frage zu dem Thema zu stellen wagt, wird man von allen Seiten gnadenlos bombardiert. Die verschiedenen Meinungen werden so vehement vertreten und Gegenargumente sofort niedergeschmettert, dass man meint, man sei ins Kreuzfeuer religiöser Fanatiker geraten. Dabei wollte man doch nur ganz unschuldig eine kleine Frage stellen …

Ich sage es gleich offen: Ich bin keine Ernährungsexpertin – weder in Bezug auf den Menschen, noch in Bezug auf den Hund. Was ich weiß, habe ich mir in mühevoller Arbeit selbst angelesen und im Leben mit meinen eigenen Hunden gelernt. Das ist ganz sicher nicht der Weisheit letzter Schluss. Was ich aber überhaupt nicht mag, sind Menschen mit festgefahrenen Meinungen, die nicht willens sind, sich mal einen neuen Standpunkt anzuhören. Daher habe ich mich entschlossen, einfach mal von meinen persönlichen Erfahrungen zu erzählen, ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit.

Früher habe ich den Leuten geglaubt, die erzählten, dass es für alle Hunde das Optimalste ist, wenn sie einen möglichst hohen Fleischanteil im Futter haben. Mindestens 70 Prozent. Alles andere wäre ungesund und unverantwortlich dem Fleischfresser Hund gegenüber. Ich als Vegetarierin habe es gehasst, meinen Hunden dieses Futter zu kaufen, zumal ich mir bei einem so hohen Fleischanteil natürlich kein Bio-Fleisch leisten konnte. Mir war klar, dass das viele Fleisch aus Massentierhaltung stammen musste, sonst wäre es nicht so günstig gewesen. Es drehte mir den Magen um, aber ich wusste mir nicht anders zu helfen, ich wollte doch das Beste für meine Hunde.

Bis meine ältere Hündin an einer Bauchspeicheldrüsenentzündung erkrankte. Vermutliche Ursache: zu viel tierisches Fett im Futter. Wie bitte? Wie kann das sein? Ich dachte, Fleisch wäre so gesund für die Hunde. Mein Tierarzt riet mir dazu, den Fleischanteil im Futter drastisch zu reduzieren und allgemein auf einen niedrigen Fettgehalt zu achten, um die angeschlagene Bauchspeicheldrüse meines Hundes zu entlasten. Nun gut – da mein Tierarzt in seiner Praxis auch Hundefutter einer für schlechte Zusammensetzung und Tierversuche bekannten Marke verkauft und sich somit in meinen Augen nicht gerade als Experte in dem Bereich outet, war ich zunächst skeptisch, aber das mit dem niedrigen Fettgehalt war einleuchtend. Ich begab mich also im Internet auf die Suche nach passenden Futtersorten.

Wichtig war mir, dass das Futter nicht hauptsächlich aus Weizen, Gerste, Mais und Co. bestand, denn ein hoher Anteil davon ist bekanntlich nicht so gesund für Hunde. Reis und Kartoffeln mögen meine Hunde gerne, das fand ich okay als Bestandteil des Futters. Gemüse musste außerdem zwingend drin sein, und möglichst keine unnötigen Füllstoffe wie Maiskleber. Nachdem ich einiges ausprobiert hatte, wurde ich bei einem Bio-Futtermittelversand fündig: ein Seniorenfutter mit sehr niedrigem Fettgehalt, Bio-Zutaten in Lebensmittelqualität, mit Reis, Karotten und Huhn. Zusätzlich probierte ich auch einige vegetarische Hundefuttermittel aus. An der Verdauung meiner älteren Hündin konnte ich immer sofort ablesen, ob ihr das Futter bekam oder nicht, und oh Wunder: Sie verträgt ein vegetarisches Trockenfutter überaus gut, obwohl dieses einen höheren Fettgehalt hat als unser früheres Futter mit dem hohen Fleischgehalt. Offenbar ist pflanzliches Fett für sie besser verwertbar als tierisches. So ähnlich hatte mein Tierarzt es mir auch zuvor schon gesagt, aber ich in meiner Skepsis musste es erst selbst erleben, um es wirklich zu glauben. Unglaublich, alles was ich bisher für wahr gehalten hatte, stimmte gar nicht. Das viele Fleisch war nicht nur nicht besonders gut für meinen alten Hund, es hatte ihn sogar krank gemacht. Und Futter ohne Fleisch vertrug er viel besser.

Für mich war das eine unglaublich interessante Erkenntnis, und natürlich freute ich mich auch, denn endlich konnte ich mich von dem Fleisch aus der Massentierhaltung guten Gewissens abwenden. Ich suchte nun auch für meine jüngere Hündin nach einer passenden Alternative und fand ein vegetarisches Trockenfutter, das eine gute Zusammensetzung hatte. Zusätzlich bekommt sie zur Abwechslung alle paar Tage selbstgekochte Kartoffeln, Möhren und Bioland-Geflügelfleisch.

Nach einiger Zeit stellte ich fest, dass sich das Verhalten meiner jüngeren Hündin besserte. Ihre Anpassungsschwierigkeiten an Veränderungen hat sie natürlich nicht abgelegt, ein Deprivationsschaden kann nicht durch Futter verändert werden, aber sie ist im normalen Alltag sehr viel weniger explosiv und heftig als sonst. Möglich, dass das Zufall ist, aber es kann durchaus auch mit der Ernährungsumstellung zusammenhängen. Dass ein hoher Gehalt an tierischem Protein im Futter die Reizempfindlichkeit dafür anfälliger Hunde erhöht, ist schon lange bekannt, es wäre also nicht verwunderlich, wenn diese positiven Effekte sich durch die neue Fütterung ergeben hätten.

Dass Hunde mit vegetarischem Futter gut klarkommen, ist übrigens nicht verwunderlich, wenn man sich ihre Geschichte anschaut. Das Argument, der Hund stamme vom Wolf ab, zieht einfach nicht, denn Hunde haben sich in mehreren Zehntausenden von Jahren vom Wolf weg entwickelt und an das Leben mit dem Menschen angepasst. Hunde haben ein zusätzliches Enzym, mit dem sie Stärke aufspalten können, das dem Wolf fehlt. Und das nicht ohne Grund. Der heutige Zustand, dass wir billiges Fleisch im Überfluss haben, hat sich ja erst im Laufe der letzten hundert Jahre mit der Massentierhaltung eingestellt. Früher war Fleisch etwas Kostbares, das man nicht täglich zur Verfügung hatte. Kein Bauer hätte früher seinen Hund mit Fleisch gefüttert, im Gegenteil, der hat ein paar Küchenabfälle bekommen und vielleicht etwas Hafergrütze. Ich denke, die Hunde haben sich im Laufe der Jahrtausende sehr gut an eine weitgehend vegetarische Ernährung angepasst, und ihre Verdauung ist nun viel eher mit dem ganzen ungewohnten Fleisch überfordert.

Insgesamt muss ich sagen, ich bin mit dieser Lösung, die ich für meine Hunde gefunden habe, absolut zufrieden. Das Bio-Seniorenfutter ist zwar unglaublich teuer, aber die Fröhlichkeit und offensichtliche Beschwerdefreiheit meiner alten Hündin rechtfertigt diese Ausgabe allemal. Dadurch merkt man erst, wie schwer ihr das frühere Futter im Magen lag. Und die Lösung für meine jüngere Hündin ist nicht kostspieliger als unser früheres Futter.

Es werden keine Tiere in Massentierhaltung mehr gequält, damit meine Hunde sich von ihnen ernähren können, und das neue Futter bekommt meinen Hunden sogar noch besser als unsere früheren Futtermittel. Für mich ist es optimal so, und ich kann nur jedem ans Herz legen, sich zu überlegen, ob konventionelles Futter mit Fleisch aus Massentierhaltung wirklich notwendig ist. Ein, zwei vegetarische Tage in der Woche schaden keinem Hund, dafür kann man sich dann auch ab und zu mal Bio-Fleisch leisten. Man muss ja nicht gleich komplett auf vegetarisches Futter umstellen. Durch diese Kleinigkeiten kann auch jeder Hundehalter dazu beitragen, dass sich die Lebensumstände für viele Nutztiere verbessern.

(Inga Jung, Mai 2015)

 

 

 

Gedanken über den Tierschutz

 

Tierschutz geht uns alle etwas an. Solange wir in einer Welt leben, in der Tiere direkt durch Misshandlung, Nutztierhaltung, Versuchstierhaltung etc. oder auch indirekt durch die Zerstörung ihrer Lebensräume ausgebeutet und bedroht werden, ist Tierschutz elementar. Wir brauchen mutige Menschen, die nicht wegsehen, sondern handeln. Die dort, wo sie können, zupacken und helfen.

Aber Tierschutz fängt auch im Kleinen an, im Alltag. Jeder, der ein Haustier hält, muss sich der Verantwortung bewusst sein, die er trägt. Er muss sich dessen bewusst sein, dass er dafür Sorge zu tragen hat, dass es diesem Tier gut geht und dass es nicht leiden muss. Und zwar ein Leben lang. Nicht nur solange es dem Menschen nützt, sondern auch dann, wenn es mal nicht so glatt läuft. Ein Haustier zu adoptieren bedeutet, eine Partnerschaft fürs Leben einzugehen. In guten wie in schlechten Zeiten.

Auch die Hundeverhaltensberatung ist oft aktiver Tierschutz. An das Verhalten von Hunden werden heutzutage enorme Anforderungen gestellt, denen kaum ein Hund entsprechen kann. Viele Menschen erwarten zu viel von ihrem Hund, sind frustriert, wenn es nicht klappt, und greifen dann zu drastischen Maßnahmen. Oft sehe ich, dass Hunde durch unangemessene Strafen enorm unter Druck gesetzt und völlig überfordert werden. Und dann wundern sich die Menschen, dass ihre Hunde das Vertrauen in sie verlieren.

Mein Job besteht oft darin, den Übersetzer zu spielen und den Menschen zu erklären, dass ihr Hund sie keinesfalls ärgern will, sondern dass sie ihm einfach mehr Zeit lassen und ihm eine Rückmeldung geben müssen, wenn er etwas gut macht. Das alleine genügt manchmal schon, um die Beziehung zwischen Hund und Mensch entspannter und liebevoller werden zu lassen. Empathie und Mitgefühl mit dem Hund ist keineswegs als Schwäche oder Vermenschlichung zu deuten, sondern für eine gute Beziehung zum Hund einfach unerlässlich.

Aber wir müssen an alle Tiere denken und nicht nur an unsere Haustiere. Auch die sogenannten Nutztiere haben Gefühle, auch sie empfinden Schmerz, Angst und Trauer, das leugnet heutzutage keiner mehr, auch wenn die meisten Menschen es nur allzu gern verdrängen möchten.

Dabei ist „keine Zeit“ oder „kein Geld“ nun wirklich kein Argument, mit dem man sich hier aus der Verantwortung stehlen könnte. Niemand muss gleich eine Stiftung gründen oder vor einem Schlachthof eine Demo veranstalten, um dazu beizutragen, dass das Leid der Tiere geringer wird.

Es würde schon ausreichen, wenn jeder Mensch sich Gedanken darüber machen würde, was er isst, was für Kleider und Schuhe er trägt und was er seinen Haustieren zu fressen gibt. Wir wissen heute, dass der übermäßige Verzehr von Fleisch alles andere als gesund für uns Menschen ist. Warum also nicht einfach mal seltener Fleisch kaufen und das Geld, das man dadurch gespart hat, in Bio-Fleisch investieren? Oder, noch besser und keinesfalls ungesund, einfach komplett auf Fleisch verzichten.

Auch die konventionelle Produktion von Milch und Eiern ist kein Vergnügen für die Tiere. Glücklicherweise gibt es inzwischen in jedem Supermarkt eine große Auswahl an Bio-Produkten. Der Käufer hat die Wahl, welche Art der Tierhaltung er mit seinem Geld unterstützen und finanzieren möchte, denn schließlich geht es hier um Lebewesen, das darf man nie vergessen.

Das Billigfleisch aus der Massentierhaltung findet sich natürlich auch im Hundefutter wieder. Und die Stresshormone und Medikamente, die im Fleisch dieser Tiere enthalten sind, greifen auch die Gesundheit unserer Hunde an. Bio-Hundefutter kann man sich vielleicht nicht jeden Tag leisten. Aber es ist schon ein Anfang, es hin und wieder mal zu kaufen. Und es hat noch keinem Hund geschadet, ein- bis zweimal in der Woche einen vegetarischen Tag einzulegen, im Gegenteil, viele Hunde sind richtig wild auf Gemüse und Kartoffeln.

Echtpelzbesatz an Jacken, Handschuhen und Mützen ist seit einigen Jahren wieder absolut im Trend, und viele Menschen kaufen diese Kleidung völlig gedankenlos. Dabei steckt dahinter eine grausame Industrie, die man mit dem Kauf solcher Ware weiter finanziert.

Und auch wer für die Forschung spendet oder Reinigungsmittel kauft, sollte immer genau nachfragen, ob er mit seinem Geld nicht unbewusst sinnlose und grausame Tierversuche finanziert.

So können wir alle aktive Tierschützer sein, allein dadurch, dass wir bewusst in den Supermarkt gehen und nicht immer nur das billigste Produkt kaufen, sondern darüber nachdenken, was wir da in unseren Einkaufswagen legen und welche Auswirkungen dies hat. Wir alle tragen vielleicht unbewusst dazu bei, dass weiterhin Tiere für den Menschen leiden und sterben, aber wir können das ändern, indem wir einfach etwas bewusster durchs Leben gehen.

Es wäre schön, wenn wir in einer Welt leben würden, in der Tierschutz gar nicht notwendig ist, weil kein Tier missbraucht und misshandelt würde. Aber solange dies nicht der Fall ist, müssen wir alle aufmerksam durchs Leben gehen und aktiv dazu beitragen, dass wir das Leid der Tiere nicht noch vergrößern.

(Inga Jung, Januar 2015)

Mitgefühl mit Einschränkungen

 

Momentan ist sie in aller Munde – die Ice Bucket Challenge. Tausende Menschen der westlichen Welt (also der Länder, in denen Wasser im Überfluss vorhanden ist und niemand auf die Idee kommt, es könnte kostbar sein) kippen sich Eiswasser über den Kopf und spenden Millionen von Geldern an die ALS Association. Ohne sich Gedanken darüber zu machen, wofür ihr Geld eigentlich verwendet wird.

Die Krankheit ALS ist zweifelsohne schrecklich, und ich wünsche niemandem, daran zu leiden. Das Wörtchen „niemand“ schließt für mich aber nicht nur Freunde und Bekannte ein und ebenso nicht nur Menschen, sondern alle Lebewesen. Ich meine damit wirklich niemanden. Und hier scheiden sich die Geister.

Es ist bekannt, dass die ALS Association vorgibt, Tierversuche seien für die Erforschung dieser Krankheit notwendig. Es werden genmanipulierte Tiere gezüchtet, die bereits krank und leidend auf die Welt kommen und an denen dann bis zu ihrem grauenvollen Tod diverse „Therapiemethoden“ ausprobiert werden. Auch wenn die eine oder andere Methode bei Mäusen Erfolg hatte, erwiesen sich bisher alle bei der Erprobung am Menschen als Reinfall. Wie in vielen anderen Medikamentenstudien zeigt sich auch hier wieder einmal, dass Mensch und Maus eben doch nicht so hundertprozentig vergleichbar sind, und dass offenbar auch der künstlich hergestellte Gendefekt der Krankheit ALS nicht absolut gleicht.

Das führt nun aber nicht dazu, dass stattdessen neue, tierversuchsfreie Forschungsmethoden, die es durchaus bereits gibt, weiterentwickelt werden. Nein, ganz im Gegenteil, es hält die Wissenschaftler nicht davon ab, weiterhin Tausende von Tieren qualvoll zu Tode zu forschen, sondern es wird aktuell diskutiert, ob das Ganze nicht auch noch an anderen Tierarten wie z.B. Hunden ausprobiert werden kann. Hunde sind zwar teurer in der Haltung als Mäuse und Fische, aber dank der momentan massenweise reinkommenden Spendengelder kein Problem. Herzlichen Dank, liebe Spender!

Völlig perplex habe ich in den letzten Wochen auf Facebook Diskussionen verfolgen können, in denen Menschen, die ich bisher für durchaus nett und zurechnungsfähig gehalten hatte, äußerten, dass ihnen außerhalb ihrer eigenen Familie und ihrer eigenen Haustiere jegliches Leben egal sei. Allen Ernstes wurde hier postuliert, dass Tiere ruhig millionenfach leiden und sterben dürften, Hauptsache, es betrifft nicht die eigene Katze, die ja zur Familie gehört. Und wenn gar ein Verwandter erkranke, dürfe für seine Rettung die gesamte restliche Welt abkratzen.

Das ist eine Ansicht, die mich ehrlich gesagt komplett vor den Kopf schlägt, denn ich hätte nicht gedacht, dass sich jemand aus meinem Bekanntenkreis traut, so ein primitives und egozentrisches Weltbild öffentlich als Statement abzugeben. Es klammheimlich zu denken und sich anschließend dafür zu schämen, okay, aber diese überzeugte Kundgabe hat mich jetzt wirklich umgehauen.

Was dahintersteckt, ist klar und lange bekannt: Der Evolutionsbiologe Richard Dawkins nannte es „das egoistische Gen“. Es bedeutet, dass Lebewesen darauf bedacht sind, das Überleben ihrer eigenen Gene zu sichern, und dass sie dafür auch durchaus über Leichen gehen. Dabei werden auch die Nachkommen von beispielsweise Geschwistern mitversorgt, weil diese ebenfalls die eigenen Gene tragen, während nichtverwandte Artgenossen im Zweifel umgebracht werden, wenn die Nahrungsressourcen knapp werden und es ums Überleben geht.

Kurz gesagt: Was hier wirkt, ist einer unserer primitivsten Antriebe. Das steckt im Menschen drin, das lässt sich nicht leugnen. Allerdings haben wir dem etwas mindestens ebenso Starkes entgegenzusetzen: unseren klaren Menschenverstand und unsere Fähigkeit, Mitgefühl zu empfinden. Zumindest dachte ich das bis vor kurzem noch. Die aktuelle Debatte belehrt mich gerade eines Besseren – oder Schlechteren, eher gesagt.

In unserer westlichen Welt, in der es uns gut geht, erweitern viele von uns ihre Empathiefähigkeit auf Freunde und Bekannte, wohingegen weiterhin das Schicksal von Menschen oder Tieren, die nicht namentlich bekannt sind, den meisten Leuten herzlich egal ist.

Ist es nicht traurig, dass wir auch nach Jahrtausenden der Evolution und kulturellen Entwicklung immer noch in der Steinzeit stecken und nicht in der Lage sind, uns in Lebewesen, die wir nicht persönlich kennen, hineinzuversetzen und Mitgefühl mit ihnen zu empfinden?

Auch die Nachrichten im Radio, die ich neulich hörte, erstaunten mich gleichermaßen:

Erste Meldung: Schauspieler Robin Williams ist tot. Ein Aufschrei geht durch die Welt. Eine lange Story zu seinem Leben und seinem Ende folgte.

Danach ein kurzer Satz: Über tausend Menschen an Ebola gestorben. Mehr nicht. Interessiert ja keinen, denn die kannte schließlich niemand.

Ich weiß, dass viele Leute das normal finden, aber mich entsetzt es. Ich fürchte, dass es genau diese Einstellung ist, die unseren Planeten in kürzester Zeit an den Rand seiner Zerstörung gebracht hat. Diese egozentrische Denkweise wird uns noch in ganz arge Schwierigkeiten bringen. Es ist höchste Zeit, sich mal darüber Gedanken zu machen.

(Inga Jung, August 2014)

Konsumverhalten

 

Wer sich viel mit Tier- und Umweltschutz beschäftigt, kommt früher oder später an den Punkt, an dem er verzweifelt. Denn wohin man auch blickt – in jedem Land der Erde werden Tiere von uns Menschen missbraucht, gequält und ausgenutzt und unsere Umwelt ausgebeutet, als hätten wir noch eine Zweite in Reserve.

Schnell erscheint einem der ganze Kampf sinnlos angesichts der wirtschaftlichen Macht, die hinter Massentierhaltung, Fleisch- und Pelzproduktion und Tierversuchsindustrie steckt. Man fragt sich, was man als Einzelner überhaupt bewirken kann.

Wir alle müssen uns daher bewusst werden, dass die Wirtschaft bei all dem der wichtigste Faktor ist, und dass wir Teil des Ganzen sind. Wir können allein durch unser Konsumverhalten und unsere täglichen Gewohnheiten vieles verändern. Auch wenn wir nicht viel Geld ausgeben, können wir doch entscheiden, wofür wir es ausgeben und was wir damit finanzieren. Dazu gehört allerdings ein bisschen Aufmerksamkeit, denn nicht immer sind Produkte eindeutig gekennzeichnet.

Echter Pelz ist zum Beispiel wieder im Trend – heutzutage nicht mehr als kompletter Mantel, sondern als Applikation an zahlreichen Kapuzen, Mützen und Handschuhen. Oft wird er nicht als Echtpelz ausgewiesen oder zum Teil sogar ausdrücklich als Kunstpelz bezeichnet, obwohl es sich um echten Pelz handelt. Hier muss man als Verbraucher Eigenverantwortung zeigen und genau hinsehen. Im Zweifel würde ich lieber eine andere Jacke nehmen, als Gefahr zu laufen, durch den Kauf einer Jacke mit Echtpelzbesatz den qualvollen Tod eines Tieres finanziell zu unterstützen. Denn darauf läuft es schließlich hinaus.

Ein ganz wichtiges Thema ist das Billigfleisch. Die Deutschen essen Unmengen an Fleisch, viel mehr als gut für sie ist. Dabei muss es dann auch noch möglichst billig sein, wer will schon mehr als einen Euro für einen Hamburger oder mehr als zwei Euro für ein halbes Hähnchen bezahlen? Geiz ist geil. Und die Wenigsten machen sich Gedanken darüber, unter welchen Umständen die Tiere, die für dieses Fleisch sterben mussten, wohl gelebt haben, damit sich die Billigvermarktung überhaupt lohnt. Dass sie auf engstem Raum zusammengedrängt waren, in ihrem eigenen Kot ausgerutscht sind, sich gegenseitig verletzt haben und über die Kadaver ihrer Mitbewohner laufen mussten. Dass sie das einzige Mal in ihrem Leben Sonnenlicht sahen, als sie aus ihrem Stall in den Transporter verladen wurden, der sie zum Schlachthaus brachte.

Niemand will darüber nachdenken, was diese Tiere in ihrem Leben gefühlt haben. Das will keiner wissen, das verdirbt einem schließlich den Appetit. Auch über die vielen Medikamente, mit denen diese Tiere gefüttert werden, damit sie sich in der Enge des Stalles keine Infektionen holen, will sich keiner der Billigfleisch-Fans Gedanken machen. Genausowenig über die Stresshormone, die während des Transportes zum Schlachthof und während des beängstigenden Tötungsvorgangs ausgeschüttet werden und den Körper des Tieres durchdringen. Ein Schwein, das ins Schlachthaus kommt, weiß, wo es sich befindet. Es riecht das Blut und den Tod, und es hat panische Angst. Das alles finden wir nachher im Fleisch wieder – einer der vielen Gründe, weshalb dieses Fleisch nicht so gesund ist wie viele Menschen immer noch glauben.

Wir können auch hier aktiv dazu beitragen, dass sich die Lebensbedingungen der Tiere verbessern, zum Beispiel indem wir seltener Fleisch essen und dafür dann qualitativ hochwertiges Bio-Fleisch kaufen. Wichtig ist hier nur, auf das Biosiegel zu achten, am sichersten ist man zum Beispiel bei Bioland- oder Demeter-Produkten. Wer ganz sichergehen will, fährt zu einem Biobauern, schaut sich dort die Haltung der Tiere an und kauft dann direkt im ansässigen Hofladen. Aber man findet heutzutage in jeder Stadt auch einen Bioladen, in dem man qualitätsgeprüftes Bio-Fleisch kaufen kann.

Das Gleiche gilt natürlich für alle tierischen Produkte: Milch, Käse, Sahne, Joghurt, Eier … Nicht alles, was als Bio ausgewiesen ist, erfüllt die gleichen Standards. Wer sich sicher sein möchte, dass die Tiere gut gelebt haben, geht für solche Produkte besser in den Bio- oder Hofladen. Vorsicht ist allerdings bei solchen Bauern geboten, die vielleicht 50 freilebende Hühner haben und dazu dann noch 50.000 Legehennen in Massentierhaltung. Kauft man hier die Bio-Eier, dann unterstützt man indirekt die Massentierhaltung.

Dasselbe Prinzip findet man auch bei den Stromanbietern. Die großen Konzerne haben alle Strom aus erneuerbaren Energien im Angebot, aber wer hier seinen Vertrag abschließt, unterstützt weiterhin den Bau von Kohlekraftwerken und den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke. Wer etwas bewirken will, muss sich einen Anbieter suchen, der ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien im Angebot hat. Nur dann trägt das eigene Geld auch wirklich zu einer sauberen Zukunft bei.

Wer sich von Falten befreien und sein Gesicht mit Botox behandeln lassen möchte, dem sei gesagt, dass es Firmen gibt, die Botox ohne Tierversuche produzieren, während andere Firmen noch Unmengen an Mäusen qualvoll für die immer gleichen Testreihen sterben lassen. Es ist nicht notwendig, denn es gibt Alternativen. Aber solange diese Firmen ihre Produkte weiter vermarkten, wird sich nichts ändern. Die Verbraucher sind diejenigen, die hier die Entscheidungen treffen.

Mit der kritischen Wahl der Dinge, die wir für unseren Alltag benötigen – von Lebensmitteln über Kleidung, bis hin zu Brennstoffen und Strom – können wir viel bewirken, auch im Kleinen. Es geht nicht immer um die riesigen Summen. Wenn wir alle ein bisschen umdenken und beim Einkauf kritisch überlegen und jeder Einzelne etwas beiträgt, dann können auch Kleinigkeiten schon eine enorme Wirkung haben.

Die Fantastischen Vier haben es schon im Jahr 1995 auf den Punkt gebracht: „Wir retten die Welt, sag ich, und wird ausgelacht, doch wenn das alle sagen würden, hätten wir’s schon längst gemacht.“ Das ist jetzt neun Jahre her, und es ist noch nicht viel passiert. Ich würde sagen, es wird Zeit, dass wir uns endlich alle angesprochen fühlen. Wir alle tragen die Verantwortung, und wir alle können etwas bewirken.

(Inga Jung, April 2014)

Hundetraining im Fernsehen

Wer als Hundeverhaltensberater tätig ist, sollte sich eigentlich die gängigen „Hundeflüsterer/in“-Sendungen im Fernsehen regelmäßig anschauen. Nicht etwa weil die so toll wären, sondern allein um zu wissen, wovon die Kunden sprechen, wenn sie in der Beratungsstunde die letzte Sendung von Trainer/in Sowieso erwähnen. Ich weiß, ich sollte mir möglichst alle diese Fernsehformate häufig ansehen, um Antworten zu haben, wenn ich nach den angewandten Methoden gefragt werde.

Aber ich ertrage es einfach nicht, wie diese Serien – sender- und trainerübergreifend – aufgemacht sind.

Es geht immer gleich los: Zuerst wird der Trainer, natürlich mit der entsprechenden Musik und hübschen Bildern untermalt, als eine Art Wunderheiler vorgestellt.

Dann wird ein Hund gezeigt, der extra für die Sendung enorm gestresst und provoziert wurde, damit er auch die gesamte Palette des Aggressionsverhaltens der Kamera zeigt. Oftmals verhalten sich Menschen dem Hund gegenüber bedrohlich, und dieser flippt natürlich aus, weil er angesichts der aufregenden Situation mit den Nerven am Ende ist. Währenddessen erklingt eine düstere Musik, und ein Sprecher oder eine Sprecherin bezeichnen den Hund als Bestie und tickende Zeitbombe.

Spätestens jetzt muss ich oftmals schon wieder ausschalten, denn allein diese Art der Darstellung und die grundlose Provokation des Hundes machen mich so unglaublich wütend, dass ich gar nicht in der Lage bin, mich auf das Folgende zu konzentrieren.

Schaffe ich es wider Erwarten doch hin und wieder einmal, mir die Sendung weiter anzuschauen, dann ist es im weiteren Verlauf oft der Trainer oder die Trainerin, der/die den Hund erneut so stark provoziert, dass er aggressiv reagieren muss. Alles für die Kamera, damit der Trainer/die Trainerin auch noch einmal dem Publikum bestätigen kann, dass es sich bei dem Hund wirklich um eine reißende Bestie handelt. Aber Gott sei Dank ist jetzt der Wunderheiler-Trainer da. Der Hund ist inzwischen nervlich so am Ende, dass er mit Sicherheit glaubt, alle Menschen wollten ihn umbringen. –  Und wohlgemerkt, das wird natürlich grundsätzlich als gewaltfreies und effektives Training verkauft!

Jetzt spätestens ist es für mich wirklich so weit, dass ich umschalten muss, denn zu sehen, wie der Hund hier auch noch für das werte Publikum gequält und seine Ängste durch den Wunderheiler-Trainer verstärkt werden, macht mich einfach nur fertig. Gibt es nicht auch ohne Tierquälerei schon genug Action im Fernsehen? Ist es wirklich notwendig, hier einen Hund zum nervlichen Wrack zu machen, nur damit alle sehen, wie „bissig“ er ist? – Nach dieser Sendung wird er es vermutlich wirklich sein …

Manchmal, wenn ich einen wirklich guten, nervenfesten Tag habe, bin ich in der Lage, mir die Sendung bis zum Ende anzusehen. In der Regel gibt es nach zahllosen Provokationen, dem Spritzen mit Wasser, dem Werfen von Schepperdosen, dem Würgen des Hundes oder anderen Maßnahmen, von denen die meisten das Problem des Hundes verstärken, dann eine wundersame „Heilung“. Diese „Heilung“ stellt sich so dar, dass der Hund meist in Zeitlupe gefilmt wird, was seine Bewegungen viel ruhiger erscheinen lässt, das Ganze im Sonnenschein und mit wunderschöner, harmonischer Musik untermalt. Dem Zuschauer wird ein Happy End suggeriert, auch wenn sich bei genauem Hinsehen am Verhalten des Hundes überhaupt nichts geändert hat. Er hat immer noch dieselben Probleme wie zuvor, nur vermutlich noch eine Spur stärker, aber für die Schluss-Szenen wird er natürlich nicht extra provoziert, sondern da lässt man ihn nun endlich in Ruhe. So bekommt man dann auch ganz einfach einen Hund, der kein Aggressionsverhalten zeigt – denn endlich hat er mal keinen Grund mehr, sich zu verteidigen. Eine wirkliche Lösung ist nicht in Sicht, aber dem Zuschauer wird mit diversen filmischen Mitteln auf einfache Weise ein Heile-Welt-Gefühl suggeriert. Bei dieser Musik kann schließlich kein Hund mehr aggressiv sein …

Das Schlimmste an diesen Sendungen ist, dass so viele Leute den Unsinn, der da erzählt wird, tatsächlich glauben und das an ihrem eigenen Hund ausprobieren. Die Hunde entwickeln reihenweise Ängste und zum Teil sogar massive Verhaltensprobleme, nur weil ihre Besitzer vollkommen gedankenlos die „Methoden“ aus den Hundetrainer-Serien anwenden. Damit tragen die Fernsehsender eine riesige Verantwortung. Viele dieser Sendungen sind durchaus tierschutzrelevant, weil durch ein Nachmachen der gezeigten Methoden vor allem bei sensiblen Hunden erhebliches Leid verursacht werden kann.

Da ein wirklich gutes und effektives Hundetraining eben keine Aggressionen provoziert, sondern unterhalb der Reaktionsschwelle ansetzt und somit für Außenstehende sterbenslangweilig aussieht, wird es mit Sicherheit keine tollen Einschaltquoten erzeugen. Daher bin ich der Meinung, dass das Hundetraining im Fernsehen überhaupt nichts zu suchen hat. Warum konzentrieren wir uns nicht lieber auf belanglose Themen, die weder Mensch noch Tier wehtun? Es gibt doch genug, worüber man sonst noch berichten kann.

(Inga Jung, April 2014)

Hundeverstand in Buch und Fernsehen

Ich lese gerade (Juli 2013) das Buch „Hundeverstand“ von John Bradshaw, das so tolle Kritiken bekommen hat – mit durchaus gemischten Gefühlen.

Einerseits finde ich es toll, dass er sich deutlich von den alten Rangordnungstheorien distanziert und ausdrücklich schreibt, dass das Zusammenleben mit dem Hund ganz und gar kein Machtkampf ist, sondern dass Hunde auf Kooperation aus sind und Schwierigkeiten im Zusammenleben mit ihnen in der Regel auf Missverständnissen beruhen.
Ebenfalls macht er deutlich, dass eine gewalttätige Erziehung beim Hund Aggressionen und/oder Depressionen hervorrufen kann.
Schön, dass das endlich mal einer sagt.

Andererseits verliert er sich bedauerlicherweise in teilweise sehr wirren ausschweifenden Gedankengängen, die entweder irrelevant sind (wenn ich ein Hundebuch lese, interessiert es mich nicht, ob man einen Schakal oder Fuchs auch hätte domestizieren können) oder sogar falsch, weil er auf einmal Äpfel und Birnen verwechselt und von falschen Tatsachen ausgeht. (Zum Beispiel meint er, Hunde seien im Gegensatz zu Wölfen grundsätzlich freundlich zu anderen Hunden und weniger territorial – was ich ganz und gar nicht unterschreiben würde. Oder dass Wölfe nie eine Beziehung zu einem nicht verwandten Wolf aufbauen können – völlig unlogisch, denn das würde ja bedeuten, dass Wölfe nur Inzucht treiben, natürlich suchen sie sich wenn möglich einen nicht mit ihnen verwandten Partner. Und so weiter, es gibt immer wieder Sätze, die für einen Wissenschaftler erstaunlich unwissenschaftlich sind. Und er meint ständig, man dürfe Hunde und Wölfe nicht vergleichen, wobei er für diese These ausschließlich Argumente heranzieht, die auf dem – wie man ja weiß – unnatürlichen Verhalten von Gehegewölfen beruhen. Dass man das nicht als Ausgangsbasis nehmen sollte, ist klar. Erst auf S. 95 kommt er darauf zu sprechen, dass die Familienstruktur der freilebenden Wölfe unserem Zusammenleben mit Hunden doch gar nicht so unähnlich ist. Damit hätte er sich seine vorigen Argumente gegen den Wolf-Hund-Vergleich komplett sparen können.)
Wegen dieser verwirrenden Widersprüche, die mich beim Lesen wirklich gestört haben, empfehle daher, mit der Lektüre im letzten Absatz von S. 91 anzufangen. Vorher verpasst man nicht viel.

Richtig klasse finde ich, dass er sich – genau wie ich – die Frage stellt, warum wir in den Medien (Stichwort „Hundeflüsterer“) immer die brutalsten und brachialsten Methoden präsentiert bekommen. Warum verweigert das Fernsehen so vehement die Darstellung einer vernünftigen Erziehungsmethode? Seine Antwort ist so simpel, dass ich selbst gar nicht darauf gekommen bin:
Weil Gewalt dramatisch ist, und Menschen lieben Dramatik. Es ist einfach spannender zu sehen, wie ein Hund gekonnt niedergerungen und bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt wird (dann hat er sein Verhalten ja abgebrochen, eine Wirkung ist ersichtlich) als eine über Monate hinweg sorgfältig aufgebaute Gegenkonditionierung zu filmen. Da passiert ja nichts.
So einfach ist das.

Fernsehen lebt von dramatischen Augenblicken. Und eine dem Hund angepasste vernünftige Verhaltenstherapie zielt darauf ab, dem Tier Ruhe und Sicherheit zu vermitteln. Das will keiner sehen, das ist viel zu langweilig.

Ich kann es irgendwie verstehen, die Fernsehformate werden am Konsumverhalten der Leute ausgerichtet. Dennoch glauben viele Leute den Mist, den sie da sehen, und machen es ungefiltert nach. Ohne zu überlegen.
Ich bin der Ansicht, dass auch Fernsehsender eine Verantwortung tragen. Solange es niemandem schadet, können sie von mir aus senden was sie wollen.
Aber Sendungen, in denen das unnötige Quälen von Tieren und die Verbreitung völlig überholter „Dominanztheorien“, die wirklich nichts mehr in der Hundeerziehung zu suchen haben, von einem sogenannten Experten als richtig dargestellt werden, sind meiner Meinung nach höchst gefährlich, denn es gibt zu viele Leute, die wirklich glauben, was sie da sehen und hören.
Dann wäre es doch vielleicht besser, auf solche Sendungen komplett zu verzichten und sich mehr den Topmodel- und Shopping-Formaten zu widmen. Die bringen schließlich auch gute Quoten.

(Inga Jung, erstmals über Facebook veröffentlicht im Juli 2013)

Der Hund – Versuchstier des Jahres 2013

Im Tierversuch werden nach wie vor zahlreiche Tierarten auf unvorstellbare Weise gequält und missbraucht. Neben Millionen von Mäusen und Ratten, die wie Gegenstände behandelt und anschließend wie Müll entsorgt werden, rücken auch die grausamen Affenversuche immer wieder in das Zentrum der Diskussion. Und auch Hunde müssen immer noch für oftmals sinnlose Versuche hinhalten. Betroffen sind vor allem Beagles, die sich gut eignen, weil sie einen sanften Charakter haben und sich gut in Gruppen halten lassen.

Durchgeführt werden zum Beispiel Giftigkeitsexperimente, das heißt, es wird getestet, wie giftig bestimmte Substanzen für den Hund sind. Das Unsinnige dabei ist unter anderem, dass diese Tests meist im Vorfeld schon an Ratten und Mäusen durchgeführt worden waren, es aber eine Vorschrift gibt, die regelt, dass zusätzliche Toxikologietests an einer Nicht-Nagetierspezies durchgeführt werden müssen, obwohl seit Jahrzehnten bekannt ist, dass hierdurch keine zusätzlichen Erkenntnisse gewonnen werden. Wie so oft im Tierversuch handelt es sich auch hier um eine sinnlose Quälerei, die keinen Nutzen für die Wissenschaft hat.

Ein Hund, der an diesen Studien teilnimmt, überlebt nicht, denn auch wenn er nicht bereits unter Qualen an den Folgen des Giftes gestorben ist, das ihm täglich verabreicht wurde, wird er spätestens zum Ende der Studie getötet, um seziert werden zu können.

Ich frage mich immer wieder, wie erschreckend abgestumpft und gefühlskalt die Menschen sein müssen, die die Versuche durchführen, denn wer die Tiere als das sieht, was sie sind – als Lebewesen mit Gefühlen, die durchaus sehen und verstehen, was in den Laboren vor sich geht – der würde vermutlich nach kurzer Zeit in diesem Job zusammenbrechen. Und doch gibt es erstaunlich viele Menschen, die diese Arbeit Tag für Tag machen, sonst würden nicht so viele Tiere in den Laboren zu Tode gefoltert werden.

Der Tierversuch ist ein starker Wirtschaftszweig, weshalb er leider in der Politik viele Unterstützer findet. Es gibt inzwischen gute Alternativen zum Tierversuch, und es ist erwiesen, dass die Erkenntnisse aus Tierversuchen nicht auf dem Menschen übertragbar sind. Auch wer meint, Tierversuche seien notwendig, um medizinische Forschung zu betreiben, der muss früher oder später einsehen, dass die Ergebnisse, die an Tieren gewonnen wurden, bei Menschen oftmals wieder ganz andere Auswirkungen zeigen, denn wir sind einfach zu verschieden. Es ist wesentlich erfolgversprechender, mit menschlichen Zellkulturen zu arbeiten, wie es vielerorts schon gemacht wird. Die auch in 2013 erfolgten und für die kommenden Jahre geplanten Neueröffnungen riesiger Versuchslabore, die den Staat Milliarden gekostet haben – und zu einem Großteil von unseren Steuern finanziert wurden – wirken diesen Erkenntnissen gegenüber wie der blanke Hohn.

Und selbst wenn es endlich so weit ist, dass ein Verbot bestimmter Tierversuche ausgesprochen wird, dauert es oft noch Jahre bis zur endgültigen Umsetzung, denn die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam. Nehmen wir beispielsweise das EU-weite Verbot von Tierversuchen für Kosmetikprodukte, das im Jahr 2003 beschlossen, aber erst 2009 umgesetzt wurde. Und erst 2013 trat nun auch das EU-weite Verkaufsverbot von Kosmetika in Kraft, die in Tierversuchen getestet wurden. Ganz zu schweigen davon, dass es Firmen gibt, die Mittel und Wege gefunden haben, dieses Verbot zu umgehen, und die immer noch an Tieren testen.

Nach wie vor sterben jährlich viele Millionen Tiere qualvoll im Tierversuch. Und das in der Mehrzahl der Fälle absolut ohne Nutzen für die Wissenschaft. Es ist einfach nur unfassbar, dass in unserem Land so etwas immer noch nicht nur möglich ist, sondern auch noch vom Staat gefördert wird.

Pelz oder nicht Pelz? Manchmal eine schwierige Frage

Kaum wird es kühler draußen, sieht man sie wieder überall: die modischen Pelzbesätze an den Kapuzen.

Ich kenne eigentlich niemanden, der heutzutage noch allen Ernstes Pelz tragen möchte. Trotzdem laufen einige meiner Bekannten in der Winterzeit mit echten Pelzbesätzen an der Jacke herum, ohne davon etwas zu merken. Denn es besteht keine Kennzeichnungspflicht für echten Pelz, solange das Kleidungsstück nicht zum Großteil daraus besteht. Wenn ihr in den Laden geht und euch eine Winterjacke mit Pelzbesatz kauft, muss da weder ausdrücklich draufstehen, dass es sich um echten Pelz handelt, noch, von welchem Tier das Fell stammt.

Echter Pelz sieht oftmals hübscher aus als Kunstpelz, weil die Haare einzeln stehen und nicht zusammenknautschen, die Haare haben unterschiedliche Längen und verfeinern sich zur Spitze hin. Das alles macht einen schickeren Eindruck als Kunstpelz, wirkt attraktiver und verkauft sich besser.

Da die Bezeichnung oft nicht eindeutig ist, ist der Verbraucher selbst gefragt, genau zu prüfen, was er kauft. Es gibt ein paar Kriterien, auf die man achten sollte. Vor allem wenn das Trägermaterial aus Leder besteht und nicht aus Stoff, dann hat man mit Sicherheit ein echtes Fell vor sich.

Hunde- und Katzenfelle dürfen seit 2009 in Deutschland nicht mehr verkauft werden, es können aber trotzdem noch Restbestände auf dem Markt sein. Aber auch wenn es „nur“ Marder oder Kaninchen sind – die Umstände, unter denen die Tiere „leben“ und getötet werden, sind grauenvoll. Tiere, bei denen die Tötung nicht gleich klappt, werden bei lebendigem Leib gehäutet. Und nein, das sind keine Schauermärchen, das ist Alltag in der Pelzproduktion, und das ist schon seit Jahrzehnten bekannt.

Während in Deutschland die gesetzlichen Auflagen in Bezug auf den Tierschutz inzwischen verhältnismäßig streng sind (wobei es den Pelztieren hier noch lange nicht gut geht, es geht nur weniger bestialisch zu), sieht es in anderen Ländern ganz anders aus. Und nun schaut einmal auf die Herkunftsnachweise eurer Jacken, da werden die Wenigsten in Deutschland produziert.

Aufgrund der oft nicht eindeutigen Kennzeichnung ist Aufklärung das Allerwichtigste. Denn erst wenn man weiß, dass man sich auf die Beschilderung nicht verlassen kann, schaut man kritischer nach. Im Zweifelsfall geht auf Nummer sicher und verzichtet einfach auf eine Jacke mit Pelzbesatz. Ohne diesen sehen die Jacken doch auch schön aus.

(Inga Jung, in etwas veränderter Form erstmals veröffentlicht im Newsletter Februar 2013)