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Zappelhunde ist jetzt im Handel erhältlich

 

ZappelhundeMein neues Buch Zappelhunde – Vom Leben mit überaktiven Hunden ist nun endlich überall im Handel erhältlich.

Ich freue mich schon auf die Lesungen am 22. Mai 2014 in Bad Bevensen und am 17. Juni 2014 in Kiel.

Es werden bestimmt zwei sehr spannende und lustige Abende mit reichlich Zeit für Fragen und Diskussionen.

Für beide Veranstaltungen sind noch Plätze frei, weitere Anmeldungen sind möglich.

Der Eintritt in Höhe von 5 Euro wird jeweils in voller Höhe dem Tierschutz gespendet.

Weitere Infos hier auf meiner Homepage.

 

Hundetraining im Fernsehen

Wer als Hundeverhaltensberater tätig ist, sollte sich eigentlich die gängigen „Hundeflüsterer/in“-Sendungen im Fernsehen regelmäßig anschauen. Nicht etwa weil die so toll wären, sondern allein um zu wissen, wovon die Kunden sprechen, wenn sie in der Beratungsstunde die letzte Sendung von Trainer/in Sowieso erwähnen. Ich weiß, ich sollte mir möglichst alle diese Fernsehformate häufig ansehen, um Antworten zu haben, wenn ich nach den angewandten Methoden gefragt werde.

Aber ich ertrage es einfach nicht, wie diese Serien – sender- und trainerübergreifend – aufgemacht sind.

Es geht immer gleich los: Zuerst wird der Trainer, natürlich mit der entsprechenden Musik und hübschen Bildern untermalt, als eine Art Wunderheiler vorgestellt.

Dann wird ein Hund gezeigt, der extra für die Sendung enorm gestresst und provoziert wurde, damit er auch die gesamte Palette des Aggressionsverhaltens der Kamera zeigt. Oftmals verhalten sich Menschen dem Hund gegenüber bedrohlich, und dieser flippt natürlich aus, weil er angesichts der aufregenden Situation mit den Nerven am Ende ist. Währenddessen erklingt eine düstere Musik, und ein Sprecher oder eine Sprecherin bezeichnen den Hund als Bestie und tickende Zeitbombe.

Spätestens jetzt muss ich oftmals schon wieder ausschalten, denn allein diese Art der Darstellung und die grundlose Provokation des Hundes machen mich so unglaublich wütend, dass ich gar nicht in der Lage bin, mich auf das Folgende zu konzentrieren.

Schaffe ich es wider Erwarten doch hin und wieder einmal, mir die Sendung weiter anzuschauen, dann ist es im weiteren Verlauf oft der Trainer oder die Trainerin, der/die den Hund erneut so stark provoziert, dass er aggressiv reagieren muss. Alles für die Kamera, damit der Trainer/die Trainerin auch noch einmal dem Publikum bestätigen kann, dass es sich bei dem Hund wirklich um eine reißende Bestie handelt. Aber Gott sei Dank ist jetzt der Wunderheiler-Trainer da. Der Hund ist inzwischen nervlich so am Ende, dass er mit Sicherheit glaubt, alle Menschen wollten ihn umbringen. –  Und wohlgemerkt, das wird natürlich grundsätzlich als gewaltfreies und effektives Training verkauft!

Jetzt spätestens ist es für mich wirklich so weit, dass ich umschalten muss, denn zu sehen, wie der Hund hier auch noch für das werte Publikum gequält und seine Ängste durch den Wunderheiler-Trainer verstärkt werden, macht mich einfach nur fertig. Gibt es nicht auch ohne Tierquälerei schon genug Action im Fernsehen? Ist es wirklich notwendig, hier einen Hund zum nervlichen Wrack zu machen, nur damit alle sehen, wie „bissig“ er ist? – Nach dieser Sendung wird er es vermutlich wirklich sein …

Manchmal, wenn ich einen wirklich guten, nervenfesten Tag habe, bin ich in der Lage, mir die Sendung bis zum Ende anzusehen. In der Regel gibt es nach zahllosen Provokationen, dem Spritzen mit Wasser, dem Werfen von Schepperdosen, dem Würgen des Hundes oder anderen Maßnahmen, von denen die meisten das Problem des Hundes verstärken, dann eine wundersame „Heilung“. Diese „Heilung“ stellt sich so dar, dass der Hund meist in Zeitlupe gefilmt wird, was seine Bewegungen viel ruhiger erscheinen lässt, das Ganze im Sonnenschein und mit wunderschöner, harmonischer Musik untermalt. Dem Zuschauer wird ein Happy End suggeriert, auch wenn sich bei genauem Hinsehen am Verhalten des Hundes überhaupt nichts geändert hat. Er hat immer noch dieselben Probleme wie zuvor, nur vermutlich noch eine Spur stärker, aber für die Schluss-Szenen wird er natürlich nicht extra provoziert, sondern da lässt man ihn nun endlich in Ruhe. So bekommt man dann auch ganz einfach einen Hund, der kein Aggressionsverhalten zeigt – denn endlich hat er mal keinen Grund mehr, sich zu verteidigen. Eine wirkliche Lösung ist nicht in Sicht, aber dem Zuschauer wird mit diversen filmischen Mitteln auf einfache Weise ein Heile-Welt-Gefühl suggeriert. Bei dieser Musik kann schließlich kein Hund mehr aggressiv sein …

Das Schlimmste an diesen Sendungen ist, dass so viele Leute den Unsinn, der da erzählt wird, tatsächlich glauben und das an ihrem eigenen Hund ausprobieren. Die Hunde entwickeln reihenweise Ängste und zum Teil sogar massive Verhaltensprobleme, nur weil ihre Besitzer vollkommen gedankenlos die „Methoden“ aus den Hundetrainer-Serien anwenden. Damit tragen die Fernsehsender eine riesige Verantwortung. Viele dieser Sendungen sind durchaus tierschutzrelevant, weil durch ein Nachmachen der gezeigten Methoden vor allem bei sensiblen Hunden erhebliches Leid verursacht werden kann.

Da ein wirklich gutes und effektives Hundetraining eben keine Aggressionen provoziert, sondern unterhalb der Reaktionsschwelle ansetzt und somit für Außenstehende sterbenslangweilig aussieht, wird es mit Sicherheit keine tollen Einschaltquoten erzeugen. Daher bin ich der Meinung, dass das Hundetraining im Fernsehen überhaupt nichts zu suchen hat. Warum konzentrieren wir uns nicht lieber auf belanglose Themen, die weder Mensch noch Tier wehtun? Es gibt doch genug, worüber man sonst noch berichten kann.

(Inga Jung, April 2014)

Zappelhunde Lesung in Bad Bevensen

Am 21. Mai 2014 werde ich ab 19.30 Uhr in der Buchhandlung Paff in Bad Bevensen aus meinem neuen Buch „Zappelhunde – Vom Leben mit überaktiven Hunden“ lesen.

Um Voranmeldung in der Buchhandlung Paff wird gebeten. Der Eintritt kostet 5 Euro, und der Erlös aus den Eintrittsgeldern wird in voller Höhe an den Deutschen Tierschutzbund e.V. gespendet.

Zum Inhalt des Buches „Zappelhunde“:

Extremes, auffälliges, impulsives, hibbeliges, nervöses Verhalten ist manchmal vom Hundebesitzer selbst verursacht, aber häufig sind die Hintergründe auch in Krankheiten, Entwicklungsstörungen oder Ängsten zu suchen. Es gibt vielfältige Ursachen für überaktives Verhalten, und nicht immer ist es leicht, diese zu finden.

Dieses Buch vereint einen Erfahrungsbericht mit zahlreichen praktischen Tipps für den Alltag mit einem überaktiven Hund. Und nicht nur das – es sind auch allgemeine Kapitel dabei, die jeden Hundebesitzer ansprechen, ob er nun einen Zappelhund oder einen “Normalo” an der Leine hat, und Infos über das Zusammenleben von Mensch und Hund und darüber, wie ein Hund die Welt sieht, vermitteln.

Ich wünsche mir, dass nicht nur Besitzer von überaktiven Hunden dieses Hundebuch der besonderen Art lesen, sondern auch die Hundebesitzer, die keine solchen Probleme haben. Denn ich möchte mit meinem Buch zu mehr Verständnis und gegenseitiger Akzeptanz in der Hundeszene beitragen. Mein neues Buch Zappelhunde. Vom Leben mit überaktiven Hunden ist bereits über die Buchhandlung unserer Familie vorbestellbar.

Die Leckerli-Frage

Im Hundetraining gibt es viele Überzeugungen und viele Methoden – und oftmals steckt auch in den absurdesten Trainingsmethoden ein klitzekleiner wahrer Kern, ein bisschen Sinn, der sich krampfhaft hinter den Dogmen zu verstecken versucht. Das Problem mit den Methoden ist nur, dass sie die Tatsache außer Acht lassen, dass Hunde und Menschen individuell sind.

Methoden sind zu starr, zu unflexibel, um bei jedem Mensch-Hund-Team funktionieren zu können. Es ist daher schlicht nicht sinnvoll, von vornherein zu sagen: „Ich mach das jetzt so und nicht anders. Denn so ist es richtig.“ Denn man muss immer schauen, was für einen Hund man hat und was für ein Mensch man selbst ist. Und dann gilt es herauszufinden, was diesem Team gut tut. Denn Hundetraining muss gut tun, sonst ist es nicht zielführend. Es muss sowohl dem Hund als auch dem Menschen sinnvoll erscheinen und Spaß machen. Nur was diesem speziellen Hund und diesem speziellen Menschen sinnvoll erscheint und Spaß macht, das ist eben sehr individuell.

Eine dieser starren Methoden ist der grundsätzliche Verzicht auf Futterbelohnungen. Als ich noch in der Welpengruppe ausgeholfen habe, lernte ich eine Frau kennen, die komplett jegliche Futterbelohnung ihres Hundes verweigerte. Und das nicht etwa, weil ihr Hund nichts fressen wollte (das hätte ich verstanden). Nein, sie hatte irgendwo gehört, dass ihr Hund nicht für sie arbeiten würde, sondern nur für das Futter, wenn sie ihn damit belohnen würde, und das wollte sie nicht. Sie wollte, dass ihr Hund alles nur für sie tut, für Frauchen, den Mittelpunkt seiner Welt.

Selbstverständlich funktionierte das überhaupt nicht, denn es handelte sich um einen Welpen, und die beiden kannten sich erst seit einer Woche. Der Hund hatte noch keine wirkliche Bindung zu seiner Besitzerin aufgebaut, denn die fällt schließlich nicht vom Himmel, und für ihn war alles andere interessanter als die Frau, die ihn an der Leine führte. Hier prallte eine romantische Vorstellung von einem Hund, der auf die Welt kommt und sofort seinen Menschen anhimmelt und allein aus diesem Grund mit Freude jedes Kommando für ihn ausführt, schlicht und ergreifend auf die harte Realität.

Sicher gibt es auch andere Möglichkeiten, einen Hund zu belohnen, aber in vielen Situationen ist Futter, begleitet von verbalem Lob, die beste Variante, um das Training positiv aufzubauen und den Hund zum Weitermachen zu motivieren.

Auch wenn ein Hund sich zu Hause noch so gern streicheln lässt, wird ihn das in einer Lernsituation wahrscheinlich eher stören.

Und Spielzeug fördert die Aufgeregtheit des Hundes – etwas, das manchmal okay sein mag, aber bei konzentrierter Arbeit können wir das gar nicht gebrauchen.

Manchmal kann man mit funktionalen Verstärkern arbeiten (also dem, was der Hund gerade möchte), aber das geht auch nicht immer.

Das bedeutet: Futterbelohnung ist in manchen Situationen – gerade wenn es darum geht, etwas Neues zu lernen – absolut angebracht. Man sollte es aber nicht übertreiben und für seinen Hund zum wandelnden Futterautomaten werden. Eine Belohnung wird vom Hund nur als eine hochwertige Belohnung empfunden, wenn er sie nicht alle paar Minuten fürs bloße Rumstehen und Pupsen bekommt, sondern als direkte Folge bestimmter Handlungen.

Je fortgeschrittener ein Hund in seiner Ausbildung ist, desto seltener muss er mit Futter belohnt werden – auch hier muss wieder der ganz individuelle Charakter des Hundes beachtet werden; der eine braucht ein bisschen mehr Motivation als der andere. Ein lobendes Wort als Anerkennung guten Verhaltens ist dagegen immer und bei jedem Hund angebracht und wichtig.

Ich selbst habe immer Leckerlis dabei, auch wenn meine Hunde das eigentlich im Alltag nicht „brauchen“. Der Grund ist einfach: Wir leben in einer sehr wildreichen Gegend, und es kann jeden Tag passieren, dass in unserer unmittelbaren Nähe plötzlich ein paar Rehe oder Hasen weglaufen. Bleiben meine Hunde bei mir und starten keinen Versuch hinterherzurennen, dann ist das eine großartige Leistung, die eine ungeheure Selbstbeherrschung erfordert. Diese Leistung muss ich entsprechend anerkennen.

Hätte ich in so einem Moment nur ein lapidares „Gut gemacht“ für meine Hunde übrig, dann würden sie sich das Ganze beim nächsten Mal sicher anders überlegen. Nein, in so einer Situation muss der Jackpot her!

Eine starke Leistung muss auch großartig belohnt werden. Wenn da zu wenig kommt, dann wird sich jeder Hund das nächste Mal deutlich weniger anstrengen. Wozu denn auch? Dem Menschen scheint es ja egal zu sein.

(Inga Jung, Februar 2014)

 

Wenn Hunde stärker als beabsichtigt zubeißen – ist oft der Mensch schuld

In einer lockeren Runde mit Freunden und Kollegen kommen häufig Hundethemen auf, denn den meisten ist bekannt, dass ich als Hundeverhaltensberaterin unterwegs bin. Dabei werde ich oft mit Thesen und Theorien konfrontiert, die von anderen Hundetrainern geäußert oder – was selten gut ist – im Fernsehen aufgeschnappt wurden.

Vor einigen Wochen meinte ein Kollege, er sei auf einem Seminar über das Aggressionsverhalten von Hunden gewesen, und dabei sei erwähnt worden, dass Hunde grundsätzlich ganz genau wüssten, wie fest sie zubeißen, und dass es daher keinen unabsichtlichen Hundebiss gebe.

Das machte mich sehr nachdenklich. Ist das wirklich so?

Ich denke immer zuerst an meine eigenen Hunde, und da ist es doch häufig so, dass im Eifer der Emotionen auch mal ein bisschen stärker zugeschnappt wird als eigentlich beabsichtigt. Gerade wenn ich meinen Hunden mit Futter in der Hand dabei helfe, einigermaßen beherrscht an einer Katze vorbeizugehen, dann sind sie in der Regel so aufgeregt, dass sie es nicht bemerken, wenn sie statt des Futters meinen Finger erwischen oder auch mal etwas stärker zuschnappen als gewöhnlich.

Rufe ich „Aua“, dann lassen sie selbstverständlich sofort erschrocken los. Und in einer entspannten, ruhigen Situation ist ihnen das noch nie passiert, denn da sind sie dann auch wirklich in der Lage zu kontrollieren, wohin und mit welcher Kraft sie beißen.

Also: Wissen meine Hunde immer ganz genau, wie fest sie zubeißen? Nein, das tun sie nicht.

 

Hinzu kommt noch eine weitere Tatsache: Hunde haben keine angeborene Beißhemmung, das heißt, sie wissen nicht von Geburt an, wie fest sie zubeißen dürfen, bis es ihrem Gegenüber wehtut.

Welpen lernen im Spiel miteinander, wann dieser Punkt erreicht ist. Wenn ein Welpe aufschreit und das Spiel beendet, war es zu heftig. Dann wird eine Pause gemacht und später weitergespielt.

Und auch wir Menschen sind in der Pflicht, dem Hundekind zu zeigen, wann die spitzen Welpenzähne uns wehtun, indem wir uns bemerkbar machen und das Spiel kurz unterbrechen. Und das müssen wir regelmäßig wiederholen, bis der kleine Hund gelernt hat, dass er mit uns sanft umzugehen hat.

Wenn wir diese wichtige Lernphase verpassen und unserem kleinen Hund alles durchgehen lassen, weil er ja so niedlich ist, dann wird er auch später davon ausgehen, dass wir sehr unempfindliche Wesen sind und er ruhig beherzt zubeißen kann. Dem Hund hierfür einen Vorwurf zu machen wäre völlig falsch, denn wir haben es ihm schließlich so beigebracht.

Ein Hund, der dem Menschen gegenüber keine ausreichende Beißhemmung erlernt hat, weiß schlicht und einfach nicht, wann er dem Menschen wehtut. Das muss dem Hund beigebracht werden, denn von alleine kommt er nicht darauf.

 

Kommen wir zurück zu emotional aufregenden Situationen, wie ich sie oben geschildert habe. Ich denke, das kann man getrost auf alle Hunde beziehen. Denn immer dann, wenn starke Emotionen und Ablenkungen eine Rolle spielen, sinkt die Fähigkeit zur Selbstkontrolle. Das ist ein ganz normaler physiologischer Vorgang.

Und schauen wir noch ein bisschen weiter über den Tellerrand. Wie sieht es denn mit unserer Rechtsprechung aus? Da heißt es doch auch, dass in besonderen, emotional sehr aufwühlenden und stressigen Situationen manchmal mildernde Umstände gelten. Das nennt man dann „Handlung im Affekt“. Vielleicht ist derjenige, der „im Affekt“ einen anderen erschlagen hat, gar nicht schuldfähig, weil er durch besondere innere und äußere Umstände heftiger zugeschlagen hat als eigentlich beabsichtigt.

Mit solchen Erwägungen haben unsere Gerichte täglich zu tun, in Bezug auf Menschen.

Aber wenn wir schon unseren Mitmenschen zugestehen, sich in manchen Situationen so wenig unter Kontrolle zu haben; und wenn wir das als Entschuldigung für übertrieben starke Handlungen akzeptieren – es muss ja nicht gleich ein Mord sein –, dann finde ich es ganz schön überheblich, von unseren Hunden zu verlangen, dass sie all ihre Handlungen grundsätzlich im Griff haben sollten.

Denn das würde bedeuten, dass wir Menschen von einem Tier, das weniger rational und weniger vorausschauend denkt als wir, mehr Rationalität und Voraussicht erwarten als von uns selbst.

Für uns nehmen wir in Anspruch, im Affekt handeln und auch mal heftiger als gewollt reagieren zu dürfen. Unsere Hunde aber dürfen das nicht.

Affekthandlungen sind etwas, das man unwillkürlich tut. Über eine Affekthandlung denkt man nicht nach, sondern man handelt erst und überlegt sich danach erst, ob das gerade schlau war. Und genau das ist der Grund, warum wir von unseren Hunden nicht erwarten dürfen, dass sie sich jederzeit komplett unter Kontrolle haben. Das können sie gar nicht, es wäre schlicht und einfach zu viel verlangt.

Wir Menschen sind in der Lage, Situationen vorherzusehen. Wir können vorausschauend handeln. Und wir müssen das auch tun, wenn wir mit unseren Hunden zusammen sind.

Das heißt:

Wenn ich einen jagdbegeisterten Hund habe, dann muss ich mich darauf vorbereiten, dass er beim Anblick des Rehs, das in einiger Entfernung von uns über die Felder läuft, gleich ziemlich heftig reagieren wird.

Habe ich hingegen einen Hund, der sich schnell bedroht fühlt, und ich bringe ihn in eine bedrängte Lage, dann brauche ich mich ebenfalls nicht zu wundern, wenn er sich heftig verteidigt.

Wenn ich einen Hund habe, der im Spiel schnell überdreht und dann auch mal zuschnappt, dann darf ich ihn nicht so hochpushen. In dem Fall wäre ich selber schuld, wenn er in dieser Situation nach mir schnappt. Denn ich wusste, was ich tue, und ich habe mich meinem Hund gegenüber unfair verhalten, indem ich ihn so aufgedreht habe.

All das sind Dinge, die ich als Mensch beachten muss, damit mein Hund überhaupt in der Lage ist, sich zu beherrschen und nicht zu heftig zuzuschnappen. Das nennt man Fair Play.

(Inga Jung, Februar 2014)

Vermenschlichung

Ich las neulich in einer Hundezeitschrift einen Leserbrief, in dem eine Dame meinte, die Hunde würden immer mehr vermenschlicht. Sie fragte, was das den Hunden bringen würde.

Diesen Gedankenansatz finde ich interessant. Es steht sicher außer Frage, dass man von Hunden kein Sprachverständnis erwarten darf. Dass man von Hunden nicht verlangen darf, vorausschauend und in die Zukunft planend zu denken. Dass Hunde sich nicht um Modetrends und Äußerlichkeiten kümmern. Ich denke, das ist mit Vermenschlichung in erster Linie gemeint, und hier ist ganz klar eine Grenze zu ziehen: Von Hunden Dinge zu verlangen, die sie nicht verstehen und die ihrem Wesen nicht entsprechen, ist Tierquälerei.

Wir sollten uns aber auch nicht zu weit von dem Lebewesen Hund distanzieren, denn auch das ist nicht gut. Wenn wir den Hund zu weit von uns abrücken, dann neigen wir Menschen leider dazu, weniger Mitgefühl zu empfinden. Und das ist fatal. Dann kommt es wieder zu Äußerungen wie: „Das ist doch nur ein Hund.“ Das dürfen wir nicht zulassen. Nur weil ein Lebewesen sich in vielen Aspekten von uns unterscheidet, hat es doch unseren Respekt verdient.

Um meinen Kunden einen Einblick in das Wesen und die Gefühlswelt ihrer Hunde zu vermitteln, greife ich gern zu Vergleichen. Ich versuche sie dazu zu bringen, sich in ihren Hund hineinzuversetzen, damit sie nachvollziehen können, was ihn in bestimmten Situationen antreibt. Denn gerade bei einem langwierigen Training muss dieses Verständnis als Basis vorhanden sein. Ist das nicht der Fall, dann wird der Hund schnell als „begriffsstutzig“ abgeschrieben und die Leute geben zu früh auf. Wenn sie aber begriffen haben, wie schwer ihrem Hund diese Situation fällt, dann sind sie eher bereit, ein zeitintensives Training durchzustehen.

Ein Beispiel:

Ein Hund hat Angst vor fremden Menschen und bellt diese an. Der Hundetrainer, bei dem die Leute vorher waren, fragte allen Ernstes: Wollen Sie eine schnelle Lösung oder wollen Sie lange trainieren? Auf die Antwort hin, dass eine schnelle Lösung schick wäre, zückte der Trainer die Wasserflasche und spritzte den Hund jedes Mal voll, wenn er bellte. Natürlich hörte der Hund sofort auf zu bellen, jaulte, duckte sich und verkroch sich. Trainer zufrieden, ein voller Erfolg. Das Verhalten des Hundes fremden Menschen gegenüber wurde allerdings in der Folgezeit heftiger.

Nun rief man mich an und erzählte mir die Geschichte. In solchen Situationen ist es sehr hilfreich, einen Vergleich zu ziehen und die Hundebesitzer zu bitten, sich vorzustellen, sie hätten beispielsweise panische Angst vor Spinnen, Schlangen oder etwas ähnlichem (das darf sich jeder nach Belieben aussuchen). Auf einmal seilt sich direkt vor ihrem Gesicht eine riesige Spinne ab und nimmt Kurs auf ihre Nasenspitze, und sie haben keine Möglichkeit auszuweichen. In Panik schreien sie los – und ihr Partner kippt ihnen im selben Moment einen Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf. Hilft das gegen die Angst vor der Spinne? Nicht wirklich, oder? Und ist das Vertrauen in den Partner anschließend gestärkt? Wird er ihnen das nächste Mal helfen? Vermutlich nicht.

Solche oder ähnliche Vergleiche helfen uns Menschen, uns in die Lage anderer zu versetzen. Sie helfen uns, Situationen zu verstehen, die uns auf den ersten Blick albern oder sinnlos erschienen.

Ist das auch Vermenschlichung? Vielleicht könnte man es so nennen. Aber ich finde es wichtig, die Distanz zu unseren Hunden nicht zu groß werden zu lassen. Unsere Hunde sind zwar keine Menschen, aber sie haben doch dieselbe Gefühlswelt wie alle Säugetiere. Sie empfinden Angst, Schmerz, Liebe, Freude, Trauer und Glück, genauso wie wir – ja, das wurde inzwischen sogar schon wissenschaftlich nachgewiesen, obwohl ich es eigentlich traurig finde, dass das überhaupt notwendig ist, denn es ist doch so offensichtlich.

Wir dürfen von unseren Hunden nicht erwarten, dass sie Dinge verstehen, die nur wir Menschen verstehen. Hunde planen nicht in die Zukunft, und sie sind auch nicht nachtragend. Sie interessieren sich nicht für modische Frisuren und sie nehmen die Welt anders wahr als wir. Aber sie erleben ihre Gefühle genauso wie wir es tun – vielleicht sogar intensiver als wir – und darauf müssen wir Rücksicht nehmen, das dürfen wir nicht ignorieren. Daher ist es auch erlaubt, hin und wieder mal die Perspektive zu wechseln und uns in unsere Hunde hineinzuversetzen, die Welt aus ihrem Blickwinkel zu betrachten, einfach um sie besser verstehen zu können.

(Inga Jung, Februar 2014)

Der Hund als Beziehungscoach

 

Ich habe schon oft darüber nachgedacht, warum zwischen uns Menschen häufig alles so kompliziert ist, während die Kommunikation mit Hunden immer geradlinig, offen und einfach abläuft. Ich denke, wir können von den Tieren sehr viel lernen. Wer mit einem Hund zusammenlebt – vielleicht sogar mit Hunden aufgewachsen ist – und sich wirklich auf das Tier und seine Bedürfnisse einlässt, der lernt vor allem eines: Rücksicht zu nehmen und seinen Emotionen nicht immer freien Lauf zu lassen.

Denn Hunde – und sicherlich auch Katzen, Pferde und viele andere Haustiere – werden durch plötzliche Wutausbrüche enorm verunsichert. Auch wenn sie gar nicht gemeint sind, sondern zum Beispiel das Fahrrad, bei dem zum zehnten Mal an diesem Tag die Kette abgesprungen ist, beziehen Hunde einen Wutausbruch ihres Menschen oft auf sich und bekommen Angst. Ebenso hat mir mal einer der Besucher meiner Vorträge erzählt, dass sein Hund sich jedes Mal ängstlich versteckt, wenn der Mensch beim Fußballgucken im Wohnzimmer urplötzlich in Jubelgeschrei ausbricht. Der Hund hat natürlich keine Ahnung, was auf einmal das Gebrüll verursacht hat, und versteht die Welt nicht mehr.

Da Hunde ihre Emotionen sofort in ihrem Verhalten spiegeln und auf unser Verhalten reagieren, können wir einschätzen, was ihnen Angst macht oder sie verunsichert. Und wir lernen Rücksicht zu nehmen, unsere Gefühlsausbrüche zu kontrollieren und weniger heftig zu agieren. Wir lernen, unseren Verstand zu benutzen, bevor wir völlig kopflos auf das kaputte Fahrrad einbrüllen. Und wer das gelernt hat, der hat auch in zwischenmenschlichen Beziehungen einen riesigen Vorteil.

Denn wie oft höre ich, dass die Gründe für Beziehungsfrust beispielsweise darin liegen, dass einer der Partner sich wie der emotionale Mülleimer des anderen fühlt, in den am Ende eines Tages aller Ballast der Arbeitswelt entladen wird – na, vielen Dank.

Oder es ist die fehlende Kritikfähigkeit, die Freundschaften zerbrechen lässt. Auch hier helfen uns die Tiere, indem sie uns zeigen, wenn sie mit unseren Handlungen nicht zurechtkommen. Wir lernen, unser Verhalten zu ändern, um besser miteinander klarzukommen. Und vor allem lernen wir, aufgeschlossen zu sein und hinzusehen, um überhaupt mitzubekommen, wenn unser Tier sich im Umgang mit uns nicht wohlfühlt. Wir lernen, unser eigenes Tun zu hinterfragen und offen für Anregungen zu sein.

Weiterhin ist der offene Umgang mit Problemen ein Thema, bei dem wir viel von unseren Tieren lernen können. Tiere zeigen uns in ihrem Verhalten sehr schnell, dass sie ein Problem haben. Auch wir sollten unseren Freunden gegenüber offen sein und Probleme zur Sprache bringen, statt ihnen wochenlang vorzuspielen, dass gar nichts sei. Denn im Zweifel glauben sie uns das, bis dann irgendwann aus dem Nichts das große Donnerwetter kommt.

Zickige Reaktionen nach dem Motto „Wenn du nicht weißt, was mein Problem ist, dann lass es einfach“ bringen niemanden weiter. (Und bevor hier jetzt einer anfängt zu lästern, das sei eine reine Frauensache: Ich kenne eine Menge Männer, die genauso sind. Also bitte keine Pauschalisierungen.) So eine Aussage ist unfair dem anderen gegenüber, denn er bekommt keine Chance, sein Verhalten zu überdenken und zu ändern – und es ist sehr menschlich. Ein Hund würde nie auf die Idee kommen, uns so eine Maskerade vorzuspielen.

Wir dagegen erwarten manchmal von unserer gesamten Umgebung – zwei- oder vierbeinig – dass sie unsere Gedanken lesen und uns unsere Gefühle an der Nasenspitze ansehen müsse. So einfach ist es leider nicht. Lernen wir doch von unseren Tieren, nehmen wir unseren Hund wirklich mal als Beziehungscoach wahr. Schauen wir uns an, wie er es macht, und seien wir einfach mal offen und ehrlich zu unseren Freunden. Transparenz kommt gut an, denn das macht es dem anderen schlicht und einfach leichter. Unsere Hunde zeigen uns genau, wie es geht.

(Inga Jung, Januar 2014

Partnerschaft statt Kadavergehorsam

Als Hundetrainer lernt man viele unterschiedliche Menschen und ihre Hunde kennen, und es ist immer wieder spannend, das Zusammenspiel und die Dynamik des jeweiligen Mensch-Hund-Teams zu sehen. Dabei ergeben sich viele interessante, schöne und zuweilen auch kuriose Erlebnisse.

Hin und wieder kommt es vor, dass mich Menschen um meine Einschätzung bitten, weil sie der Meinung sind, ihr Hund sei fürchterlich stur. Ich bin immer gerne bereit, mir diese vermeintliche Sturheit einmal anzuschauen, denn jeder Hund ist anders und es gibt so viele verschiedene Charaktere, dass auch ich mich gern von neuen individuellen Ideen der Hunde überraschen lasse.

Wir sind also gemeinsam auf einem Spaziergang unterwegs und der Hundebesitzer verlangt von seinem Hund innerhalb einer knappen Stunde etwa dreißigmal in verschiedenen Situationen sich hinzusetzen. Der Hund wird immer zögerlicher und stellt am Ende seine Ohren komplett auf Durchzug – meiner Ansicht nach die erste sinnvolle Aktion, die ich auf diesem Spaziergang gesehen habe. Nun schaut mich der Hundebesitzer triumphierend an und meint: „Sehen Sie! Total stur!“

Auf meine vorsichtige Frage hin, warum der Hund sich denn andauernd setzen soll, schaut man mich zunächst völlig verständnislos an. Dann erhalte ich die Antwort, man habe in der Hundeschule gelernt, dass ein Hund sich an jedem Bordstein, an jeder Einfahrt, an jeder Ecke und zu zig anderen Gelegenheiten grundsätzlich hinzusetzen habe – selbstverständlich bei Regen, bei Schnee, im Matsch und bei allen sonstigen Wetterlagen.

Das reicht mir aber nicht als Erklärung und ich frage, wo denn der Sinn dahinter sei. Denn an der Straße hält ein vernünftiger Mensch seinen Hund ohnehin immer an der Leine, und dann genügt es doch, wenn er am Bordstein und an Einfahrten stehen bleibt. Hinsetzen ist eigentlich unnötig, erst recht bei der aktuellen ungemütlichen Wetterlage.

Und still und heimlich denke ich mir noch: Wenn ich ein Hund wäre, hätte ich vermutlich weniger Geduld mit meinem Menschen als dieses Exemplar hier, und ich würde schon nach dem zweiten sinnlosen Sitz-Kommando einen plötzlichen Anfall von Taubheit simulieren …

Daraufhin starrt man mich nur an. Ja, darüber hätte man noch gar nicht nachgedacht.

Ich finde es natürlich schön, wenn sich solche Verständigungsprobleme zwischen Hund und Mensch so einfach aufklären lassen und ich dazu beitragen kann, dass beide sich ein wenig besser kennenlernen. Aber doch machen mich solche Begebenheiten auch oft nachdenklich, denn ist es nicht bedenklich, dass in dieser Zweierkonstellation der Hund derjenige ist, der die Dinge kritisch sieht? Sollte es nicht eigentlich Aufgabe des Menschen sein, Verantwortung zu übernehmen und nicht alles unkritisch zu glauben, sondern sich eine eigene Meinung zu bilden?

Am schlimmsten finde ich es immer, wenn ich sehe, wie bei eiskalten Temperaturen sogar Hundesenioren, die ganz offensichtlich arge Gelenkschmerzen haben, noch eisern an jeder Straße gezwungen werden sich hinzusetzen. Wie unreflektiert und gefühlskalt kann man als Hundebesitzer sein, wenn man das vor Schmerzen angestrengte Gesicht des alten Hundes ignoriert und von ihm weiterhin alle paar Minuten ein Sitz verlangt, nur weil man das schließlich immer so gemacht hat?

Ich kann nur allen Hundebesitzern raten, nicht alles zu glauben, was sie lesen, im Fernsehen sehen oder auf der Hundewiese hören, sondern sich Gedanken zu machen, ob diese Erziehungstipps wirklich sinnvoll sind und ob sie ihrem Hund guttun. Das gilt natürlich vor allem für jede Form von Gewalt in der Hundeerziehung, die in aller Regel völlig unnötig ist. Aber es kann auch schon bei einem einfachen „Sitz“ anfangen.

Unsere Hunde sind Hunde und keine Soldaten. Sie müssen nicht jedem noch so sinnlosen Kommando gehorchen, sondern sie haben das Recht, auch mal zu protestieren. Wir alle wollen intelligente Hunde haben, aber wir ärgern uns, wenn sie ihre Intelligenz unter Beweis stellen. Wir sollten uns überlegen, was uns wichtig ist: Wollen wir einen Hund, der sich verhält wie eine Maschine? Oder wollen wir ein Lebewesen, das Gefühle zeigt, das aber auch einen eigenen Willen und manchmal wirklich überraschende eigene Ideen hat? Letzteres ist es doch, was die eigentliche Faszination am Leben mit dem Hund ausmacht. Wenn unsere Hunde keine Macken und keine lustigen Einfälle hätten, sondern immer nur nach unserer Pfeife tanzen würden, hätten wir doch nur halb so viele tolle Geschichten über sie zu erzählen.

(Inga Jung, Januar 2014)

Hundeverstand in Buch und Fernsehen

Ich lese gerade (Juli 2013) das Buch „Hundeverstand“ von John Bradshaw, das so tolle Kritiken bekommen hat – mit durchaus gemischten Gefühlen.

Einerseits finde ich es toll, dass er sich deutlich von den alten Rangordnungstheorien distanziert und ausdrücklich schreibt, dass das Zusammenleben mit dem Hund ganz und gar kein Machtkampf ist, sondern dass Hunde auf Kooperation aus sind und Schwierigkeiten im Zusammenleben mit ihnen in der Regel auf Missverständnissen beruhen.
Ebenfalls macht er deutlich, dass eine gewalttätige Erziehung beim Hund Aggressionen und/oder Depressionen hervorrufen kann.
Schön, dass das endlich mal einer sagt.

Andererseits verliert er sich bedauerlicherweise in teilweise sehr wirren ausschweifenden Gedankengängen, die entweder irrelevant sind (wenn ich ein Hundebuch lese, interessiert es mich nicht, ob man einen Schakal oder Fuchs auch hätte domestizieren können) oder sogar falsch, weil er auf einmal Äpfel und Birnen verwechselt und von falschen Tatsachen ausgeht. (Zum Beispiel meint er, Hunde seien im Gegensatz zu Wölfen grundsätzlich freundlich zu anderen Hunden und weniger territorial – was ich ganz und gar nicht unterschreiben würde. Oder dass Wölfe nie eine Beziehung zu einem nicht verwandten Wolf aufbauen können – völlig unlogisch, denn das würde ja bedeuten, dass Wölfe nur Inzucht treiben, natürlich suchen sie sich wenn möglich einen nicht mit ihnen verwandten Partner. Und so weiter, es gibt immer wieder Sätze, die für einen Wissenschaftler erstaunlich unwissenschaftlich sind. Und er meint ständig, man dürfe Hunde und Wölfe nicht vergleichen, wobei er für diese These ausschließlich Argumente heranzieht, die auf dem – wie man ja weiß – unnatürlichen Verhalten von Gehegewölfen beruhen. Dass man das nicht als Ausgangsbasis nehmen sollte, ist klar. Erst auf S. 95 kommt er darauf zu sprechen, dass die Familienstruktur der freilebenden Wölfe unserem Zusammenleben mit Hunden doch gar nicht so unähnlich ist. Damit hätte er sich seine vorigen Argumente gegen den Wolf-Hund-Vergleich komplett sparen können.)
Wegen dieser verwirrenden Widersprüche, die mich beim Lesen wirklich gestört haben, empfehle daher, mit der Lektüre im letzten Absatz von S. 91 anzufangen. Vorher verpasst man nicht viel.

Richtig klasse finde ich, dass er sich – genau wie ich – die Frage stellt, warum wir in den Medien (Stichwort „Hundeflüsterer“) immer die brutalsten und brachialsten Methoden präsentiert bekommen. Warum verweigert das Fernsehen so vehement die Darstellung einer vernünftigen Erziehungsmethode? Seine Antwort ist so simpel, dass ich selbst gar nicht darauf gekommen bin:
Weil Gewalt dramatisch ist, und Menschen lieben Dramatik. Es ist einfach spannender zu sehen, wie ein Hund gekonnt niedergerungen und bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt wird (dann hat er sein Verhalten ja abgebrochen, eine Wirkung ist ersichtlich) als eine über Monate hinweg sorgfältig aufgebaute Gegenkonditionierung zu filmen. Da passiert ja nichts.
So einfach ist das.

Fernsehen lebt von dramatischen Augenblicken. Und eine dem Hund angepasste vernünftige Verhaltenstherapie zielt darauf ab, dem Tier Ruhe und Sicherheit zu vermitteln. Das will keiner sehen, das ist viel zu langweilig.

Ich kann es irgendwie verstehen, die Fernsehformate werden am Konsumverhalten der Leute ausgerichtet. Dennoch glauben viele Leute den Mist, den sie da sehen, und machen es ungefiltert nach. Ohne zu überlegen.
Ich bin der Ansicht, dass auch Fernsehsender eine Verantwortung tragen. Solange es niemandem schadet, können sie von mir aus senden was sie wollen.
Aber Sendungen, in denen das unnötige Quälen von Tieren und die Verbreitung völlig überholter „Dominanztheorien“, die wirklich nichts mehr in der Hundeerziehung zu suchen haben, von einem sogenannten Experten als richtig dargestellt werden, sind meiner Meinung nach höchst gefährlich, denn es gibt zu viele Leute, die wirklich glauben, was sie da sehen und hören.
Dann wäre es doch vielleicht besser, auf solche Sendungen komplett zu verzichten und sich mehr den Topmodel- und Shopping-Formaten zu widmen. Die bringen schließlich auch gute Quoten.

(Inga Jung, erstmals über Facebook veröffentlicht im Juli 2013)

Kurs Hundeverhalten beobachten und verstehen Mai 2014

Auch die Volkshochschule Gettorf hat sich entschieden, im kommenden Frühjahr den Kurs „Hundeverhalten beobachten und verstehen“ als Komplettpaket mit Theorie und Praxis zu wiederholen.

Genaueres zum Ablauf des Kurses lesen Sie oben in der Ankündigung für die VHS Felde. Der Praxisteil wird wieder am Hundestrand stattfinden (Bilder des vergangenen Kurses im September 2013 sehen Sie unten).

Der Kurs war im letzten Jahr an allen vier Volkshochschulen sehr beliebt und die Teilnehmer durchweg aufgeschlossen und wissbegierig. Es können begleitend zur Analyse von Fotos und Videosequenzen auch schon im Therorieteil viele Fragen gestellt werden, so dass die Kursteilnehmer die Möglichkeit haben, den Kurs mitzugestalten. Das sollte man sich nicht entgehen lassen!

Ort: Volkshochschule Gettorf

Dozentin: Inga Jung, Hundeverhaltensberatung

Termin: Samstag, 10. Mai 2014, 15 bis 17 Uhr
sowie Sonntag, 11. Mai 2014, 11 bis 13 Uhr
Kursgebühren für beide Tage: 22 Euro

Anmeldung ab sofort direkt über die VHS Gettorf möglich