Kurs Hundeverhalten beobachten und verstehen April 2014

Nach dem Einstieg in der VHS Flintbek geht es in diesem Frühjahr weiter mit der VHS Felde. Dort findet der Kurs im April inklusive Praxisteil statt. Es ist allerdings auch möglich, nur an der Theorie teilzunehmen.

In der Volkshochschule Felde wird es im Frühjahr 2014 eine Wiederholung des kompletten Kurses „Hundeverhalten beobachten und verstehen“ mit Theorie und Praxis geben. 

Im theoretischen Teil werden wir anhand von Fotos und kurzen Videosequenzen das Verhalten der Hunde analysieren, und es dürfen natürlich viele Fragen gestellt werden. Im Praxisteil, der sich am nächsten Tag anschließt, wollen wir dann schauen, was uns die mitgebrachten Hunde der Teilnehmer zeigen.

Wenn das Wetter einigermaßen mitspielt, mache ich während des Praxisteils Fotos, die ich im Anschluss mit kurzen Erläuterungen auch gerne per E-Mail herumschicke. Auf diese Weise können die Teilnehmer das von ihren Hunden gezeigte Verhalten noch besser aufschlüsseln und auf den Bildern erneut anschauen.

Die an dem Praxisteil zum Kurs Hundeverhalten beobachten und verstehen teilnehmenden Hunde sind selbstverständlich frei von ansteckenden Krankheiten und haftpflichtversichert.

Ort: Volkshochschule Felde

Dozentin: Inga Jung, Hundeverhaltensberatung

Termin: Samstag, 05. April 2014, 15 bis 17 Uhr
sowie Sonntag, 06. April 2014, 10.30 Uhr bis 12.30 Uhr

Kursgebühren für beide Tage: 22 Euro (nur Samstag: 12 Euro)
Kursnummer: 1.9

Anmeldung ab sofort in der VHS Felde per E-Mail oder schriftlich möglich

Kurs Hundeverhalten beobachten und verstehen März 2014

Nachdem im Jahr 2013 meine Volkshochschulkurse auf große Begeisterung stießen, werde ich auch in 2014 wieder spannende Kurse anbieten. Los geht es dieses Mal am 22. März mit der VHS Flintbek:

Wie im Oktober 2013 wird auch im kommenden Frühjahr mein Kurs Hundeverhalten beobachten und verstehen in der VHS Flintbek ohne Praxisteil stattfinden. Anhand von Bildern und kleinen Filmsequenzen werden wir uns das Verhalten von Hunden im Detail ansehen und besprechen. Es geht hierbei nicht nur um das Verhalten der Hunde untereinander, sondern auch um das Verhalten gegenüber uns Menschen. Wir besprechen, wie wir uns dem Hund verständlich machen und wie wir in verschiedenen Situationen am besten auf den Hund reagieren sollten. Dieser Kurs bietet sich insbesondere auch für Menschen an, die Angst vor Hunden haben, weil sie nicht deuten können, was ein Hund, der ihnen draußen begegnet, von ihnen möchte. Hundebesitzer sind aber selbstverständlich genauso willkommen!

Ort: Volkshochschule Flintbek

Dozentin: Inga Jung, Hundeverhaltensberatung

Termin: Samstag, 22. März 2014, 16 bis 18 Uhr
Kursgebühren: 10 Euro

Anmeldung ab sofort über die VHS Flintbek möglich

Pessimistische Hunde – Gedanken zur Verhaltensforschung

Sehr gerne lese ich neue Texte des Verhaltensforschers Dr. Udo Gansloßer und der Tierärztin Sophie Strodtbeck. Besonders Dr. Gansloßer brachte mich mit seinem Verständnis der Zusammenhänge zwischen dem Verhalten des Hundes und der dabei ablaufenden neurologischen Vorgänge schon des Öfteren auf Lösungen, die ich alleine vielleicht nicht gefunden hätte.

In der Januar-Ausgabe 2014 der Zeitschrift Der Hund haben die beiden einen kurzen Artikel über das Bellverhalten von Hunden veröffentlicht. Der Artikel selbst brachte mir nicht viele neue Erkenntnisse, es war eher so, dass mich die Knappheit, mit der das Thema behandelt wurde, etwas ärgerte. Ich vermute, es lag an der vorgegebenen Zeichenbegrenzung, denn über die verschiedenen Ursachen, Motivationen und Variationen des Hundebellens könnte man schließlich ein ganzes Buch schreiben. Durch den begrenzten Platz musste man sich vermutlich auf eine unvollständige Behandlung des Themas beschränken.

Was mich aber an dem Artikel faszinierte, war ein Satz: „In Untersuchungen […] wurde festgestellt, dass pessimistische Hunde viel häufiger zu Bellstörungen neigen als optimistische.“

Pessimistische und optimistische Hunde! Das wird so einfach in einem Nebensatz erwähnt, als sei es das Selbstverständlichste der Welt, und doch lese ich hier zum ersten Mal – aus der Feder eines bekannten Verhaltensforschers – dass Hunden ein optimistischer oder pessimistischer Charakter zugeschrieben wird. Ich finde diese Aussage großartig und sie regt ungemein zum Nachdenken an.

Sicher kann man die Charaktere von Hunden und Menschen nicht eins zu eins gleichsetzen. Das, was beim Menschen als pessimistische Grundeinstellung betrachtet wird, muss nicht exakt das Gleiche sein, was man beim Hund darunter versteht.

Aber auch mir ist schon des Öfteren aufgefallen, dass es Hunde gibt, die sich negative Erfahrungen extrem einprägen und offenbar noch lange Zeit nach dem Ereignis ihr Verhalten danach ausrichten. Und dass es wieder andere Hunde gibt, die sich durch negative Erfahrungen überhaupt nicht irritieren lassen, sondern einfach weitermachen als sei nichts geschehen. Ich wäre allerdings nicht so weit gegangen, dies als pessimistische oder optimistische Einstellung zu betrachten, sondern ich ging bisher eher davon aus, dass es mit einem Zusammenspiel der erblichen Veranlagung des Hundes und seiner Entwicklung sowie seiner Erfahrungen in der Sozialisationsphase zusammenhängt, wie er mit negativen Erfahrungen umgeht. Denn um diese gut verkraften zu können, benötigt man eine gute Basis und ein gewisses Repertoire an möglichen alternativen Verhaltensweisen.

Ein Beispiel:

Ein Hund, der in der Welpenzeit nicht ausreichend mit Hunden verschiedener Rassen gespielt hat, hat ein begrenztes Verhaltensrepertoire für Hundebegegnungen entwickelt. Eines Tages stößt er auf einen Hund, der auf das Verhalten, welches unser Hund bei Hundebegegnungen bisher immer gezeigt hatte, aggressiv reagiert. Unser Hund macht die Erfahrung, dass sein Verhalten keinen Erfolg hat. Er hat aber keine Alternative, auf die er zurückgreifen könnte. Folglich ist er verunsichert und reagiert nun ebenfalls mit Aggression.

Hätte unser Hund aber in der Welpenzeit durch ausreichend Spiel mit verschiedenen Sozialpartnern mehr Alternativen entwickelt, dann wäre er durch diese Begegnung weniger frustriert und verunsichert gewesen, denn er hätte zunächst ein alternatives Verhalten ausprobieren können, das vielleicht eher zum Erfolg geführt hätte.

Ist nun der eine Hund pessimistischer als der andere, weil er schneller verzweifelt? Oder hat er einfach durch seine schlechtere Ausgangsbasis weniger Aussichten auf Erfolge und ist daher auch ohne eine spezielle charakterliche Veranlagung schneller zum Scheitern verurteilt?

Oder stellt es sich doch wieder ganz anders dar? Könnte man den Spieß umdrehen und sagen, dass pessimistische Hunde sich mit dem Erlernen sozialer Fähigkeiten und Verhaltensoptionen schwerer tun als optimistische und daher mehr positive Erfahrungen benötigen als beispielsweise ihre optimistischen Geschwister? Möglich wäre es durchaus, und es würde auch erklären, warum in ein- und demselben Wurf manche Welpen deutlich anpassungsfähiger und offener sind als andere.

Meines Wissens nach wurde das noch nicht ausreichend erforscht, aber sagen Sie mir gerne Bescheid, wenn Sie etwas darüber lesen. Die Antwort auf diese Frage interessiert mich sehr.

(Inga Jung, Januar 2014)

Hundetraining ist Hilfe zur Selbsthilfe

 

Früher war es üblich, seinen Hund zur Ausbildung wegzugeben und ihn „fertig erzogen“ zurückzubekommen. Doch kam es schon recht früh zu einem Wandel, denn diese Art der Hundeerziehung funktionierte einfach nicht. Der Hund lernte zwar die Kommandos, aber da Hunde alles, was sie lernen, mit der gesamten Umgebung und allen anwesenden Begleitumständen verknüpfen, war der Hund in der Regel zu Hause bei seinem Besitzer nicht in der Lage, das Gelernte umzusetzen. Das gesprochene Wort war vielleicht das Gleiche, aber der Mensch war anders, er verhielt sich anders, die Umgebung war anders – der Hund war verwirrt und wusste nicht, was von ihm verlangt wurde.

Heute wissen wir viel mehr über das Lernverhalten von Hunden. Wir wissen, wie wichtig die Generalisierung des Gelernten mit verschiedenen Orten und Gegebenheiten ist. Wir wissen auch, wie wichtig es ist, Ablenkungen nur langsam zu steigern. Und wir wissen, dass der Hund in erster Linie auf unsere Körpersprache achtet.

Dieses Wissen führt zu einer sehr wichtigen Erkenntnis: Der Hund und sein Mensch müssen gemeinsam lernen und der Mensch muss wesentlich mehr an sich und seinem Verhalten arbeiten als der Hund. Daran führt einfach kein Weg vorbei.

Und dieses Lernen und An-sich-Arbeiten betrifft nicht nur die Grunderziehung, sondern das gesamte Zusammenleben von Mensch und Hund. Denn je besser der Mensch versteht, wie sein Hund die Welt sieht, desto weniger Schwierigkeiten wird er im Alltag mit seinem Hund haben.

Oft erlebe ich es, dass Menschen mich völlig verzweifelt anrufen und um Hilfe bitten, weil ihr Hund einfach nicht das tut, was sie von ihm erwarten. Sie sehen sich im täglichen Leben ständig in der Auseinandersetzung mit ihrem Hund, sie sind gestresst und genervt und wissen nicht weiter. Und doch liegen die Ursachen dieser zunächst riesig erscheinenden Probleme häufig nur in kleinen Missverständnissen. Sehr oft reicht es dann völlig aus, wenn ich diesen Menschen erkläre, warum ihr Hund sich so verhält und dass er aus seiner eigenen Logik heraus gar nicht anders kann. Diese Erkenntnis, dass ihr Hund überhaupt nicht ärgern und stressen will, sondern einfach seinen Impulsen folgt, und das damit verbundene Umdenken in den Köpfen der Hundebesitzer ist manchmal alles, was an „Therapie“ nötig ist. Dadurch, dass sie ihren Hund mit anderen Augen sehen und besser verstehen, wird ihr gesamter Umgang mit ihm entspannter, und die Probleme erledigen sich von selbst.

Natürlich ist es nicht jedes Mal so einfach. Aber sehr häufig basieren Schwierigkeiten zwischen Mensch und Hund auf Missverständnissen – nicht selten erst provoziert durch einschlägige Hundeerziehungssendungen im Fernsehen, in denen alte, überholte Konzepte gepredigt werden.

Hundetraining ist keine Zauberei. Es ist Hilfe zur Selbsthilfe. Ich möchte meinen Kunden, den Lesern meines Blogs und auch den Teilnehmern meiner Kurse und Seminare in erster Linie vermitteln, wie sie sich in die Welt ihres Hundes hineinversetzen können. Ich möchte ihnen zeigen, wie ihr Hund das, was er tut, meint. Denn nur auf der Basis dieses Wissen ist es möglich, eine hundegerechte Erziehung aufzubauen und selbst Lösungen für Probleme zu finden. Oder zu erkennen, dass ein vermeintliches Problem vielleicht in Wirklichkeit gar keines ist.

(Inga Jung, Januar 2014)

Hilfe, mein Hund klaut! … Oder nimmt er nur, was übrig ist?

Immer wieder erzählen mir Leute, ihr Hund „stehle wie ein Rabe“. Das hört sich dann zum Beispiel so an: „Während ich vor dem Fernseher sitze und vor mir die Chipstüte habe, liegt er ganz arglos neben mir. Aber wenn ich auch nur kurz aufstehe und weggehe, klaut er sich sofort die Tüte vom Wohnzimmertisch!“

Ist das wirklich ein Diebstahl? Schauen wir uns das einmal genau an.

Leben mehrere Hunde zusammen, dann hat jeder, der Futter ergattern konnte, das Recht, dies in Ruhe aufzufressen. In der Regel wird dieses Recht von den anderen Hunden respektiert, und wenn nicht, dann darf der Hund seinen Besitz gegen die anderen verteidigen. Auch ein Welpe hat das Recht, einen Erwachsenen von seinem Futter zu vertreiben.

Steht der Hund, der das Futter hat, aber auf und lässt seine Reste liegen, dann ist das ein Zeichen für die anderen, dass sie sich bedienen dürfen. Denn derjenige, der das Futter als Erster hatte, hat es durch sein Aufstehen und Weggehen für die anderen freigegeben.

Die anfangs geschilderte Situation beschreibt nichts anderes. Sobald wir aufstehen und unser Essen in Hundenasenhöhe auf dem Wohnzimmertisch liegenlassen, signalisieren wir unserem Hund, dass er sich nun bedienen darf. Tut er das, ist dies aus seiner Sicht absolut in Ordnung. Das, was wir als „Klauen“ bezeichnen, ist für den Hund also erst einmal Normalverhalten: Er nimmt sich schließlich nur das, was andere übriggelassen haben.

Natürlich kann man einem Hund beibringen, das Essen trotzdem auf dem Tisch liegenzulassen. Je niedriger der Tisch aber ist (und je mehr auf Hundehöhe), desto schwerer wird das dem Hund zu vermitteln sein, denn es widerspricht seiner natürlichen Denkweise. Schließlich hat man ihm das Essen geradezu vor die Nase gelegt, da ist es für ihn einfach nicht verständlich, warum er davon nicht auch etwas probieren sollte.

Manchmal hilft tatsächlich nur eines: Aufräumen!

Vor allem wenn es sich um Lebensmittel handelt, die für einen Hund sehr giftig sind, wie beispielsweise Schokolade oder Rosinen, sollte man es keinesfalls dem Zufall überlassen, ob der Hund sich an unseren Resten bedient oder nicht. Denn so ein Experiment könnte lebensgefährliche Folgen für ihn haben.

Aber auch wenn er ungefährliche Lebensmittel erwischt: Mit jedem Erfolgserlebnis wird es wahrscheinlicher, dass der Hund sein Verhalten wiederholt – und vielleicht sogar auf Esstisch und Küchen-Arbeitsplatte ausdehnt.

Wie so oft, ist auch hier wieder unsere Verantwortung gefragt. Der Hund kann die Folgen seines Handelns nicht abschätzen, wir dagegen schon. Wenn wir einfach darauf achten, dass kein Essen, das nicht für den Hund bestimmt ist, unbeobachtet herumliegt, wird er gar nicht erst in Versuchung geführt.

So kann ein unerwünschtes Verhalten, das aufgrund seines selbstbelohnenden Charakters nur schwer wieder abzutrainieren ist, wenn es sich erst einmal gefestigt hat, einfach von vornherein vermieden werden. Und ein bisschen Ordentlichkeit schadet schließlich nicht.

(Inga Jung, erstmals veröffentlicht im Newsletter August 2013)

Kind und Hund – wie man möglichen Gefahren vorbeugt

Probleme im Zusammenleben von Kind und Hund entstehen häufig deshalb, weil Eltern die Sicht des Hundes nicht nachvollziehen können. Ihr Kind ist für sie niedlich, liebenswert und wehrlos. In den Augen des Hundes aber kann ein Krabbelkind, das sich unaufhaltsam immer wieder seinem Liegeplatz nähert, egal, wohin er sich auch zurückzieht, enorm bedrohlich und furchteinflößend sein.

Jeder Hund, der mit einem Kind zusammenlebt, sollte einen sicheren Platz haben, an den ihm das Kind nicht folgen kann, auch wenn er noch so lieb ist. Denn kein Hund hat Lust, ständig von einem Kind bedrängt und im Schlaf gestört zu werden.

Gerade kleine Kinder sind nicht in der Lage, die Warnungen eines Hundes zu verstehen. Bewegt das Kind sich auf den Hund zu und der Hund beginnt das Kind zu fixieren und anzuknurren, dann ist das aus Sicht des Hundes eine eindeutige Kommunikation: „Komm nicht näher“. Hält sich das Kind nicht daran, sieht der Hund sich oft gezwungen, zu deutlicheren Maßnahmen zu greifen.

Da das Kind in so einer Lage völlig überfordert ist, ist es Sache der Eltern, solche Situationen vorherzusehen, richtig einzuschätzen und dann entweder das Kind wegzunehmen oder den Hund auf seinen sicheren Platz zu schicken, an den ihm das Kind nicht folgen kann.

Es passieren im Verhältnis gesehen immer noch die meisten Beißunfälle, in denen Kinder betroffen sind, im eigenen Haushalt. Dessen sollte man sich als Elternteil bewusst sein und aufpassen, denn jeder Hundebiss hat eine Vorgeschichte.

Jedes Kind durchläuft das Tierquäl-Alter. Das ist eine Tatsache.

Kinder sind entdeckungsfreudig, sie wollen Dinge erforschen, sie wollen Ursache und Wirkung sehen, sie wollen den Dingen auf den Grund gehen. In einem gewissen Alter realisieren sie aber noch nicht, dass sie dem Hund damit wehtun. Hier sind die Eltern gefragt, aufzupassen und schnell einzugreifen.

Es gilt konsequent immer – wirklich immer – die Regel: Kind und Hund werden niemals miteinander alleine gelassen, auch nicht für fünf Minuten. Denn das können genau die fünf Minuten sein, in denen der Hund sich gegen das Kind wehren muss und es zu einem Unfall kommt.

Hunde sehen sich selbst als Familienmitglieder, wobei kleine Kinder aus der Sicht des Hundes die Position eines kleinen Geschwisterchens einnehmen. Viele Hunde übernehmen gerne die Rolle des Aufpassers und Helfers. Dennoch tut es ihnen weh, wenn ein Kind auf ihnen herumkrabbelt und sie dabei unabsichtlich tritt oder an ihrem Fell zieht. Einige Hunde ertragen dies gutmütig, andere werden ab einem gewissen Punkt unwirsch und weisen das Kind zurecht, so wie sie es mit einem Welpen tun würden, der im Spiel zu heftig wird.

Purzelt ein Welpe im Schreck nach hinten, dann passiert ihm dabei nichts. Fällt dagegen ein Kleinkind nach hinten, kann es sich dabei schnell den Kopf verletzen. Am besten beugt man vor und achtet darauf, dass der Hund nicht so sehr bedrängt wird, dass er das Gefühl hat, das Kind abwehren zu müssen

Vor dem Gesetz darf ein Kind nicht vor seinem 14. Lebensjahr alleine mit einem Hund spazieren gehen, auch wenn dieser noch so klein ist. Kinder können Gefahren oft nicht richtig einschätzen und handeln zu impulsiv. Wird ihr Hund beispielsweise von einem anderen angegriffen, versuchen Kinder oft, ihren Hund zu schützen, und begeben sich dadurch selbst in Gefahr.

Da Kinder bis zu einem gewissen Alter (meist vor Beginn der Pubertät) von Hunden nicht ernst genommen werden, wird ein Hund, der frei läuft, im Ernstfall vermutlich nicht auf die Kommandos eines Kindes hören, auch wenn er sehr gut erzogen ist.

Erstaunlich viele Hundetrainer hängen noch dem veralteten Rudelkonzept an. Sie meinen, ein Hund müsse sich jedem Familienmitglied „unterordnen“ – ein Begriff, der irreführend ist und heutzutage nicht mehr verwendet wird. Wenn solche Hundetrainer empfehlen, der Hund müsse sich von jedem Familienmitglied – auch von einem Kleinkind – immer alles wegnehmen lassen, da er sich unterzuordnen habe, ist dies ein absolut verantwortungsloser Vorschlag. Das kann fatale Folgen haben, denn ein Hund, der sein Futter oder sein Spielzeug ernsthaft verteidigt, kann unter Umständen ungehemmt zubeißen, da er sich in einem existenziellen Recht bedroht fühlt (mehr dazu im Artikel „Ressourcenverteidigung“).

Bekommen die eigenen Kinder Besuch und es wird wild gespielt und getobt, dann hat ein Hund dazwischen nichts zu suchen. Durch die starke Aufregung, die solche wilden Renn- und Tobespiele bei Hunden erzeugen, kann es im Affekt dazu kommen, dass der Hund zu wild wird und die Kinder zwickt. Viele Kinder können in solchen Momenten nicht stehen bleiben und sich ruhig verhalten, sondern sie fangen an zu schreien und noch schneller zu laufen, und der Hund steigert sich immer mehr in sein wildes Verhalten hinein und verliert mehr und mehr die Selbstbeherrschung. Auch hier ist Vorbeugung am besten: Der Hund bleibt einfach bei den Erwachsenen und hat so keine Gelegenheit, sich ins Spiel der Kinder einzumischen.

Kindern muss erklärt werden, dass fremde Hunde sich anders verhalten als der eigene. Es ist schön, wenn Kinder keine Angst vor Hunden haben – allerdings haben umgekehrt viele Hunde Angst vor Kindern, und sie würden sich wehren, wenn ein Kind sie einfach so anfasst. Daher ist es wichtig, dass Kinder sich an die Regel halten, einen fremden Hund nur dann zu streicheln, wenn der Besitzer dies ausdrücklich erlaubt hat.

Kinder ab dem Grundschulalter haben oft von sich aus schon ein feines Gefühl für die Kommunikation mit Hunden. Sie freuen sich, wenn man ihnen die Signale der Hunde erklärt und sie ihren Hund dadurch immer besser verstehen.

Viele Hunde finden Kinder toll, da diese viel mehr Lust und Zeit als die Erwachsenen haben, mit ihnen zu spielen und zu kuscheln.

Sind die Eltern verantwortungsbewusst und passen auf, dass der Hund nicht zu sehr bedrängt wird, dann kann sich im Laufe der Jahre zwischen Kind und Hund eine tiefe Freundschaft mit einer regelrechten Geheimsprache entwickeln.

(Inga Jung, in etwas veränderter Form erstmals veröffentlicht im Newsletter Juni/Juli 2013)

Rücksichtnahme

Wer im Oktober 2012 auf einem meiner Vorträge war oder aber wer mein Buch über den Australian Shepherd gelesen hat, der weiß, dass mir ein Thema sehr am Herzen liegt: das rücksichtsvolle Verhalten von Hundebesitzern in der Öffentlichkeit.

Wir haben die großartige Chance, durch unser Verhalten den Menschen, die keine Hunde mögen oder Angst vor Hunden haben, zu zeigen, dass wir verantwortungsbewusst handeln und Rücksicht nehmen.

Hin und wieder kommen Hundebesitzer zu mir mit der Frage, wie sie ihrem Hund abgewöhnen können, draußen immer an fremden Menschen hochzuspringen. Das ist in meinen Augen eine Frage, die komplett überflüssig ist, denn wenn man als Hundebesitzer seiner Aufsichtspflicht nachkommt, dann nimmt man seinen Hund sowieso bei Fuß oder an die Leine, wenn einem Spaziergänger, Jogger, Radfahrer oder andere Freizeitsportler entgegenkommen. Tut man das, dann hat der Hund gar keine Gelegenheit auf die Idee zu kommen, diese Leute anzuspringen, und damit erübrigt sich das Problem.

Auch für Hundeauslaufgebiete gilt die Vorschrift, dass dort freilaufende Hunde jederzeit unter der Kontrolle ihrer Besitzer sein müssen. Nur weil ich mich in einem Hundeauslaufgebiet befinde, heißt das keineswegs, dass sich jeder Spaziergänger, der dort hindurchläuft, von meinem Hund belästigen lassen muss. Leider scheinen das viele Hundebesitzer nicht zu wissen, denn ich hörte schon öfter von Hundebesitzern Kommentare wie „wer hier joggt, ist selber schuld, das ist Hundezone“, „der tut doch nichts, die sollen sich nicht so anstellen“ oder gar „ich bin doch haftpflichtversichert, falls einer über meinen Hund stolpert“.

So zu denken ist schlicht verantwortungslos. Es geht ja nicht nur um finanzielle Konsequenzen. Es geht darum, dass wir in einer menschlichen Gesellschaft leben, in der auch Nichthundehalter das Recht auf Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse haben und in der Lage sein sollten, gefahrlos ein Hundeauslaufgebiet zu durchqueren.

Auch Hunde, die sich eigentlich nicht für fremde Menschen interessieren und an Passanten vorbeilaufen, können plötzlich auf der anderen Seite des Weges etwas Interessantes riechen und dann auf einmal direkt vor dem nahenden Radfahrer den Weg kreuzen, und schon ist das Unglück passiert. Es sind eben Hunde, und Hunde sind nicht immer berechenbar.

Daher ist es immer eine gute Idee, seinen Hund zu sich zu rufen, wenn einem auf dem Spaziergang fremde Menschen oder Reiter oder auch Menschen mit angeleinten Hunden entgegenkommen. Nur durch rücksichtsvolles Verhalten werden wir weiteren Verboten und schärferen Hundegesetzen vorbeugen können, denn nur dann wird es irgendwann niemanden mehr geben, der Grund hat, sich über unsere Hunde zu beschweren.

Und ganz nebenbei haben eure Hunde auch Spaß daran, wenn sie auf dem Spaziergang ab und zu mal gerufen – und fürs Kommen natürlich gelobt – werden. Das bringt Abwechslung in die Gassirunde und steigert die Kooperationsbereitschaft eurer Hunde auch draußen, unter Ablenkung.

(Inga Jung, erstmals veröffentlicht im Newsletter März 2013)

Der Hund – Versuchstier des Jahres 2013

Im Tierversuch werden nach wie vor zahlreiche Tierarten auf unvorstellbare Weise gequält und missbraucht. Neben Millionen von Mäusen und Ratten, die wie Gegenstände behandelt und anschließend wie Müll entsorgt werden, rücken auch die grausamen Affenversuche immer wieder in das Zentrum der Diskussion. Und auch Hunde müssen immer noch für oftmals sinnlose Versuche hinhalten. Betroffen sind vor allem Beagles, die sich gut eignen, weil sie einen sanften Charakter haben und sich gut in Gruppen halten lassen.

Durchgeführt werden zum Beispiel Giftigkeitsexperimente, das heißt, es wird getestet, wie giftig bestimmte Substanzen für den Hund sind. Das Unsinnige dabei ist unter anderem, dass diese Tests meist im Vorfeld schon an Ratten und Mäusen durchgeführt worden waren, es aber eine Vorschrift gibt, die regelt, dass zusätzliche Toxikologietests an einer Nicht-Nagetierspezies durchgeführt werden müssen, obwohl seit Jahrzehnten bekannt ist, dass hierdurch keine zusätzlichen Erkenntnisse gewonnen werden. Wie so oft im Tierversuch handelt es sich auch hier um eine sinnlose Quälerei, die keinen Nutzen für die Wissenschaft hat.

Ein Hund, der an diesen Studien teilnimmt, überlebt nicht, denn auch wenn er nicht bereits unter Qualen an den Folgen des Giftes gestorben ist, das ihm täglich verabreicht wurde, wird er spätestens zum Ende der Studie getötet, um seziert werden zu können.

Ich frage mich immer wieder, wie erschreckend abgestumpft und gefühlskalt die Menschen sein müssen, die die Versuche durchführen, denn wer die Tiere als das sieht, was sie sind – als Lebewesen mit Gefühlen, die durchaus sehen und verstehen, was in den Laboren vor sich geht – der würde vermutlich nach kurzer Zeit in diesem Job zusammenbrechen. Und doch gibt es erstaunlich viele Menschen, die diese Arbeit Tag für Tag machen, sonst würden nicht so viele Tiere in den Laboren zu Tode gefoltert werden.

Der Tierversuch ist ein starker Wirtschaftszweig, weshalb er leider in der Politik viele Unterstützer findet. Es gibt inzwischen gute Alternativen zum Tierversuch, und es ist erwiesen, dass die Erkenntnisse aus Tierversuchen nicht auf dem Menschen übertragbar sind. Auch wer meint, Tierversuche seien notwendig, um medizinische Forschung zu betreiben, der muss früher oder später einsehen, dass die Ergebnisse, die an Tieren gewonnen wurden, bei Menschen oftmals wieder ganz andere Auswirkungen zeigen, denn wir sind einfach zu verschieden. Es ist wesentlich erfolgversprechender, mit menschlichen Zellkulturen zu arbeiten, wie es vielerorts schon gemacht wird. Die auch in 2013 erfolgten und für die kommenden Jahre geplanten Neueröffnungen riesiger Versuchslabore, die den Staat Milliarden gekostet haben – und zu einem Großteil von unseren Steuern finanziert wurden – wirken diesen Erkenntnissen gegenüber wie der blanke Hohn.

Und selbst wenn es endlich so weit ist, dass ein Verbot bestimmter Tierversuche ausgesprochen wird, dauert es oft noch Jahre bis zur endgültigen Umsetzung, denn die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam. Nehmen wir beispielsweise das EU-weite Verbot von Tierversuchen für Kosmetikprodukte, das im Jahr 2003 beschlossen, aber erst 2009 umgesetzt wurde. Und erst 2013 trat nun auch das EU-weite Verkaufsverbot von Kosmetika in Kraft, die in Tierversuchen getestet wurden. Ganz zu schweigen davon, dass es Firmen gibt, die Mittel und Wege gefunden haben, dieses Verbot zu umgehen, und die immer noch an Tieren testen.

Nach wie vor sterben jährlich viele Millionen Tiere qualvoll im Tierversuch. Und das in der Mehrzahl der Fälle absolut ohne Nutzen für die Wissenschaft. Es ist einfach nur unfassbar, dass in unserem Land so etwas immer noch nicht nur möglich ist, sondern auch noch vom Staat gefördert wird.

Silvester – für manche Hunde ein einziger Horrortrip

Es ist wieder so weit: Der Jahreswechsel steht vor der Tür. Für viele Hunde ist die Zeit um Silvester ein einziger Horrortrip. Das Feuerwerk, das von uns Menschen als schön empfunden wird, jagt den meisten Hunden eine wahnsinnige Angst ein.

Was können wir tun, um unseren Hunden zu helfen? Wie immer ist auch hier Vorbeugung das Allerwichtigste: Zieht ein Welpe bei euch ein, dann sollte er schon mehrere Monate vor Silvester mithilfe einer Geräusch-CD mit den typischen Knall- und Pfeifgeräuschen der Raketen und Böller vertraut gemacht werden. Dabei spielt ihr die CD anfangs extrem leise (wirklich kaum hörbar) ab, während ihr mit dem Hund spielt, und steigert dann im Laufe der Wochen langsam die Lautstärke. Das Spiel beim Hören der CD dient nicht etwa der Ablenkung, sondern der kleine Hund soll die Geräusche mit positiven Empfindungen und Spaß verbinden. Und er soll lernen, dass es schön ist, beim Hören dieser Geräusche bei seinem Menschen zu sein.

Spiel ist enorm wichtig, wenn man es mit Angstauslösern zu tun hat, denn wer spielt, der kann nicht gleichzeitig Angst haben. Angst und Spiel hemmen sich gegenseitig und können nicht gemeinsam auftreten. Wer spielt, hat keine Angst. Wer Angst hat, kann nicht spielen. Das ist ein Gesetz. Als Umkehrschluss können wir uns merken: Schafft ihr es, euren Hund zu einem Spiel zu motivieren, dann habt ihr eine gute Chance, dass keine Angst entsteht.

Dies können wir auch direkt an Silvester anwenden. Während es um Mitternacht draußen knallt und pfeift, spiele ich jedes Jahr im Wohnzimmer mit meinen Hunden Spiele wie „Lauf dem kullernden Leckerchen hinterher“ oder übe einfache Tricks wie Pfötchengeben, die ihnen Spaß machen. Denn Spaß und Angst, das geht nicht gleichzeitig.

Damit eure Hunde sich überhaupt so weit entspannen können, ist es wichtig, dass ihr an Silvester alle Rollos oder Vorhänge zuzieht und dass keine Stille im Haus herrscht. Hintergrundmusik oder der laufende Fernseher lassen die Geräusche draußen nicht mehr ganz so hervortreten und die Hunde weniger danach lauschen.

Verzichtet bitte eurem Hund zuliebe darauf, um Mitternacht aufgeregt nach draußen zu stürmen. Denn eure Aufregung vermittelt eurem Hund nur eines: Es passiert etwas. Und die Tatsache, dass daraufhin die laute Knallerei losgeht, verstärkt den Eindruck, dass etwas Schlimmes passiert.

Bleibt ihr – oder zumindest doch die Hauptbezugsperson des Hundes – aber drinnen, als sei gar nichts los, bleibt innerlich ganz ruhig und entspannt und spielt ein bisschen mit dem Hund, dann wird er viel eher ebenfalls ruhig bleiben und sich weniger aufregen.

Dass man einen Hund an Silvester keinesfalls allein lassen, in eine fremde Umgebung und zu ihm fremden Menschen in Betreuung geben oder draußen frei laufen lassen darf, sollte bekannt sein, das will ich daher nicht extra ausführlicher besprechen.

Was aber macht man, wenn man einen Hund hat, bei dem all diese Tipps zu spät kommen und der bereits Tage vor Silvester in Panik gerät und völlig durchdreht? Es gibt Hunde, die zum Jahreswechsel vor Angst so kopflos werden, dass sie versuchen, durch geschlossene Fenster zu springen.

In dem Fall ist es angeraten, dem Hund durch Medikamente – sei es pflanzlich, homöopathisch oder schulmedizinisch – zu helfen. Je nach Stärke der Angst gibt es hier unterschiedliche Mittel. Ich selbst würde immer Naturheilmittel vorziehen, in manchen Fällen sind aber wirklich stärkere Medikamente angebracht.

Hier kommen dann oft Tranquilizer zum Einsatz. Seid bitte vorsichtig mit solchen Medikamenten. Da sie schnell süchtig machen, dürfen sie nie länger als ein paar Tage eingesetzt werden, und auch immer nur nach Rücksprache mit dem Tierarzt. Nehmt zudem an Silvester auf gar keinen Fall Medikamente, die auf dem Wirkstoff Acepromazin beruhen (Vetranquil oder Sedalin z.B.), denn diese Medikamente stellen den Hund zwar ruhig, machen ihn aber gleichzeitig geräuschempfindlicher. Das heißt, die Knallerei rund um Mitternacht wird für ihn dadurch noch qualvoller als ohnehin schon, und eine allgemeine Geräuschangst kann sich nachhaltig verstärken. Leider wissen das manche Tierärzte nicht, denn ich höre immer wieder, dass diese Medikamente für Silvester empfohlen werden.

Und nun noch kurz zum Umgang mit der Angst. Nehmen wir an, euer Hund erschreckt sich vor einem Knall draußen und kommt mit ängstlichem Ausdruck zu euch. Wie verhaltet ihr euch richtig?:

Bietet ihm Schutz an! Lasst euren Hund Körperkontakt aufnehmen, legt ihm die Hand auf das Fell, krault ihn. Seid bewusst entspannt und ruhig, euer Hund wird diese Stimmung wahrnehmen und sich selbst auch ein bisschen beruhigen.

Was ihr nicht tun solltet: hektisch und nervös werden, den Hund umarmen, zwangskuscheln oder anderweitig bedrängen. Schutz anzubieten bedeutet nicht einzuengen, sondern dem Hund die Wahl zu lassen.

Was ihr ebenfalls nicht tun solltet (und ja, ich weiß, das wird immer noch überall empfohlen): den Hund ignorieren. Ihn zu ignorieren signalisiert dem Hund, dass ihr ihn mit seinem Problem alleine lasst. Und das ist nicht gerade vertrauensbildend.

Seid für euren Hund da, seid seine Sicherheitszone. Seid entspannt und ruhig und spendet Trost. Solange euer Hund sich nicht eingeengt fühlt, ist streicheln und kraulen erlaubt. Wenn er Unwohlsein dabei signalisiert, dann lasst ihn einfach nur bei euch sein. Aber lasst ihn bitte nicht allein mit seiner Angst.

Ich wünsche euch und euren Hunden schöne Weihnachtstage und einen möglichst stressfreien Jahreswechsel!

(Inga Jung, Dezember 2013)

Pelz oder nicht Pelz? Manchmal eine schwierige Frage

Kaum wird es kühler draußen, sieht man sie wieder überall: die modischen Pelzbesätze an den Kapuzen.

Ich kenne eigentlich niemanden, der heutzutage noch allen Ernstes Pelz tragen möchte. Trotzdem laufen einige meiner Bekannten in der Winterzeit mit echten Pelzbesätzen an der Jacke herum, ohne davon etwas zu merken. Denn es besteht keine Kennzeichnungspflicht für echten Pelz, solange das Kleidungsstück nicht zum Großteil daraus besteht. Wenn ihr in den Laden geht und euch eine Winterjacke mit Pelzbesatz kauft, muss da weder ausdrücklich draufstehen, dass es sich um echten Pelz handelt, noch, von welchem Tier das Fell stammt.

Echter Pelz sieht oftmals hübscher aus als Kunstpelz, weil die Haare einzeln stehen und nicht zusammenknautschen, die Haare haben unterschiedliche Längen und verfeinern sich zur Spitze hin. Das alles macht einen schickeren Eindruck als Kunstpelz, wirkt attraktiver und verkauft sich besser.

Da die Bezeichnung oft nicht eindeutig ist, ist der Verbraucher selbst gefragt, genau zu prüfen, was er kauft. Es gibt ein paar Kriterien, auf die man achten sollte. Vor allem wenn das Trägermaterial aus Leder besteht und nicht aus Stoff, dann hat man mit Sicherheit ein echtes Fell vor sich.

Hunde- und Katzenfelle dürfen seit 2009 in Deutschland nicht mehr verkauft werden, es können aber trotzdem noch Restbestände auf dem Markt sein. Aber auch wenn es „nur“ Marder oder Kaninchen sind – die Umstände, unter denen die Tiere „leben“ und getötet werden, sind grauenvoll. Tiere, bei denen die Tötung nicht gleich klappt, werden bei lebendigem Leib gehäutet. Und nein, das sind keine Schauermärchen, das ist Alltag in der Pelzproduktion, und das ist schon seit Jahrzehnten bekannt.

Während in Deutschland die gesetzlichen Auflagen in Bezug auf den Tierschutz inzwischen verhältnismäßig streng sind (wobei es den Pelztieren hier noch lange nicht gut geht, es geht nur weniger bestialisch zu), sieht es in anderen Ländern ganz anders aus. Und nun schaut einmal auf die Herkunftsnachweise eurer Jacken, da werden die Wenigsten in Deutschland produziert.

Aufgrund der oft nicht eindeutigen Kennzeichnung ist Aufklärung das Allerwichtigste. Denn erst wenn man weiß, dass man sich auf die Beschilderung nicht verlassen kann, schaut man kritischer nach. Im Zweifelsfall geht auf Nummer sicher und verzichtet einfach auf eine Jacke mit Pelzbesatz. Ohne diesen sehen die Jacken doch auch schön aus.

(Inga Jung, in etwas veränderter Form erstmals veröffentlicht im Newsletter Februar 2013)