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„Das hat er ja noch nie gemacht.“

 

Ein Satz, der Emotionen hochkochen lässt. Aber schauen wir uns das mal objektiv an.

Ja, sicher, es gibt Hundehalter, die sich mit solchen Sätzen herausreden möchten, um nicht zugeben zu müssen, dass sie ihren Hund einfach nicht unter Kontrolle haben. Aber von diesen Leuten mal abgesehen, kann jeder Hundebesitzer in eine Situation kommen, in der ihm genau diese Worte herausrutschen.

Zum Beispiel darf man die Gruppendynamik, die entsteht, wenn mehrere Hunde zusammen unterwegs sind, nicht unterschätzen.

Stellen wir uns vor, es treffen sich vier Hundekumpels auf der Wiese und spielen. Einer von ihnen ist ein kleiner Draufgänger, der auch mal andere Hunde anpöbelt, die anderen drei sind zurückhaltend und immer freundlich.

Nun kommt ein einzelner Hund an dieser Gruppe vorbei. Der Draufgänger sieht ihn und läuft bellend auf ihn zu. Was werden wohl die anderen drei, die gerade noch durch das Spiel aufgeheizt und in Tobe-Laune sind, tun? – Keine Frage, die lassen sich mitreißen und rennen ebenfalls bellend auf den Einzelnen zu. Und weil man sich zu viert so unglaublich stark fühlt, zwickt man im Übermut vielleicht sogar den einzelnen Hund ein bisschen. Macht schließlich Spaß, so eine gemeinschaftliche Attacke.

Da steht man dann als Besitzer so eines immer freundlichen, zurückhaltenden Hundes, der in dieser Situation eine komplette Charakterwandlung durchlaufen zu haben scheint, erst einmal mit offenem Mund daneben und kann es gar nicht fassen. „Das hat er ja noch nie gemacht.“ Schon sind sie raus, die Worte, auf die man früher selbst immer nur ein verächtliches Lachen hat sehen lassen.

Unsere Hunde sind keine Maschinen, sondern sie sind Lebewesen, die sich von Emotionen mitreißen lassen. Die auch mal im Übermut über die Stränge schlagen und dann Dinge tun, die man ihnen normalerweise nie zugetraut hätte.

Wir Menschen unterschätzen das oft. Das ist auch der Grund, weshalb man ständig Hunde ohne Leine an der Straße laufen sieht, weil die Menschen einfach nicht genug Vorstellungskraft besitzen, um sich in die Welt ihres Hundes zu versetzen. Dabei ist es nun wirklich kein Geheimnis, dass Hunde sich mit Verkehrsregeln nicht auskennen und die Gefahr, die von einem fahrenden Auto ausgeht, meist nicht einschätzen können. Aber sie laufen normalerweise so brav auf dem Bürgersteig, dass man sich gar nicht vorstellen kann, dass sie sich auch mal erschrecken und plötzlich vor ein Auto laufen könnten. „Das hat er ja noch nie gemacht.“

Wichtig für uns Hundebesitzer ist es, aus der Erfahrung zu lernen, um Situationen besser einzuschätzen und vorherzusehen. Damit wir beim nächsten Mal schnell reagieren und unseren Hund zu uns rufen können, sobald wir sehen, dass sich ein einzelner Hund der Gruppe nähert. Oder damit wir kein Risiko eingehen und unseren Hund an der Straße immer an der Leine führen. Denn die Verantwortung, die wir übernommen haben, als wir unseren Hund zu uns nahmen, nimmt uns niemand ab, die tragen wir alleine, sein ganzes Leben lang.

(Inga Jung, Juni 2014)

Zappelhunde Lesung in Kiel

 

Am 17. Juni 2014 werde ich ab 18.30 Uhr in Kiel aus meinem neuen Buch „Zappelhunde“ lesen. Die Lesung findet in den Räumen der Kieler Tiertafel in der Friedrichsorter Str. 3 statt.

In dem Buch geht es um hyperaktive Hunde, um nervöse und hibbelige Hunde, um Hunde mit Konzentrationsschwierigkeiten, Impulskontrollstörungen und mangelnder Frustrationstoleranz. Es geht um Ursachen und um Mittel und Wege, mit so einem Hund auf vernünftige Art und Weise umzugehen.

Es geht auch darum, wie man es nicht machen sollte und welche Fehler es zu vermeiden gilt.

Ich erzähle von meinem eigenen Hund und von Hunden, die ich im Training hatte. Ich zeige Lösungsmöglichkeiten auf, aber sage auch, wo das Training Grenzen hat.

Das Buch ist sowohl für Besitzer hyperaktiver Hunde spannend, als auch für Hundebesitzer, die mit anderen Verhaltensauffälligkeiten ihrer Hunde zu kämpfen haben. Aber auch „Otto-Normal-Hund“ kann durchaus von einigen Tipps profitieren. Fragen dürfen natürlich gestellt werden.

Der Eintritt zur Lesung kostet 5 Euro, er wird in vollem Umfang der Kieler Tiertafel gespendet, in deren Räumlichkeiten die Lesung stattfindet.

Ich bitte um kurze Voranmeldung bei mir. Ich freue mich schon darauf, viele interessierte Zuhörer begrüßen zu dürfen.

Zappelhunde ist jetzt im Handel erhältlich

 

ZappelhundeMein neues Buch Zappelhunde – Vom Leben mit überaktiven Hunden ist nun endlich überall im Handel erhältlich.

Ich freue mich schon auf die Lesungen am 22. Mai 2014 in Bad Bevensen und am 17. Juni 2014 in Kiel.

Es werden bestimmt zwei sehr spannende und lustige Abende mit reichlich Zeit für Fragen und Diskussionen.

Für beide Veranstaltungen sind noch Plätze frei, weitere Anmeldungen sind möglich.

Der Eintritt in Höhe von 5 Euro wird jeweils in voller Höhe dem Tierschutz gespendet.

Weitere Infos hier auf meiner Homepage.

 

Die Leckerli-Frage

Im Hundetraining gibt es viele Überzeugungen und viele Methoden – und oftmals steckt auch in den absurdesten Trainingsmethoden ein klitzekleiner wahrer Kern, ein bisschen Sinn, der sich krampfhaft hinter den Dogmen zu verstecken versucht. Das Problem mit den Methoden ist nur, dass sie die Tatsache außer Acht lassen, dass Hunde und Menschen individuell sind.

Methoden sind zu starr, zu unflexibel, um bei jedem Mensch-Hund-Team funktionieren zu können. Es ist daher schlicht nicht sinnvoll, von vornherein zu sagen: „Ich mach das jetzt so und nicht anders. Denn so ist es richtig.“ Denn man muss immer schauen, was für einen Hund man hat und was für ein Mensch man selbst ist. Und dann gilt es herauszufinden, was diesem Team gut tut. Denn Hundetraining muss gut tun, sonst ist es nicht zielführend. Es muss sowohl dem Hund als auch dem Menschen sinnvoll erscheinen und Spaß machen. Nur was diesem speziellen Hund und diesem speziellen Menschen sinnvoll erscheint und Spaß macht, das ist eben sehr individuell.

Eine dieser starren Methoden ist der grundsätzliche Verzicht auf Futterbelohnungen. Als ich noch in der Welpengruppe ausgeholfen habe, lernte ich eine Frau kennen, die komplett jegliche Futterbelohnung ihres Hundes verweigerte. Und das nicht etwa, weil ihr Hund nichts fressen wollte (das hätte ich verstanden). Nein, sie hatte irgendwo gehört, dass ihr Hund nicht für sie arbeiten würde, sondern nur für das Futter, wenn sie ihn damit belohnen würde, und das wollte sie nicht. Sie wollte, dass ihr Hund alles nur für sie tut, für Frauchen, den Mittelpunkt seiner Welt.

Selbstverständlich funktionierte das überhaupt nicht, denn es handelte sich um einen Welpen, und die beiden kannten sich erst seit einer Woche. Der Hund hatte noch keine wirkliche Bindung zu seiner Besitzerin aufgebaut, denn die fällt schließlich nicht vom Himmel, und für ihn war alles andere interessanter als die Frau, die ihn an der Leine führte. Hier prallte eine romantische Vorstellung von einem Hund, der auf die Welt kommt und sofort seinen Menschen anhimmelt und allein aus diesem Grund mit Freude jedes Kommando für ihn ausführt, schlicht und ergreifend auf die harte Realität.

Sicher gibt es auch andere Möglichkeiten, einen Hund zu belohnen, aber in vielen Situationen ist Futter, begleitet von verbalem Lob, die beste Variante, um das Training positiv aufzubauen und den Hund zum Weitermachen zu motivieren.

Auch wenn ein Hund sich zu Hause noch so gern streicheln lässt, wird ihn das in einer Lernsituation wahrscheinlich eher stören.

Und Spielzeug fördert die Aufgeregtheit des Hundes – etwas, das manchmal okay sein mag, aber bei konzentrierter Arbeit können wir das gar nicht gebrauchen.

Manchmal kann man mit funktionalen Verstärkern arbeiten (also dem, was der Hund gerade möchte), aber das geht auch nicht immer.

Das bedeutet: Futterbelohnung ist in manchen Situationen – gerade wenn es darum geht, etwas Neues zu lernen – absolut angebracht. Man sollte es aber nicht übertreiben und für seinen Hund zum wandelnden Futterautomaten werden. Eine Belohnung wird vom Hund nur als eine hochwertige Belohnung empfunden, wenn er sie nicht alle paar Minuten fürs bloße Rumstehen und Pupsen bekommt, sondern als direkte Folge bestimmter Handlungen.

Je fortgeschrittener ein Hund in seiner Ausbildung ist, desto seltener muss er mit Futter belohnt werden – auch hier muss wieder der ganz individuelle Charakter des Hundes beachtet werden; der eine braucht ein bisschen mehr Motivation als der andere. Ein lobendes Wort als Anerkennung guten Verhaltens ist dagegen immer und bei jedem Hund angebracht und wichtig.

Ich selbst habe immer Leckerlis dabei, auch wenn meine Hunde das eigentlich im Alltag nicht „brauchen“. Der Grund ist einfach: Wir leben in einer sehr wildreichen Gegend, und es kann jeden Tag passieren, dass in unserer unmittelbaren Nähe plötzlich ein paar Rehe oder Hasen weglaufen. Bleiben meine Hunde bei mir und starten keinen Versuch hinterherzurennen, dann ist das eine großartige Leistung, die eine ungeheure Selbstbeherrschung erfordert. Diese Leistung muss ich entsprechend anerkennen.

Hätte ich in so einem Moment nur ein lapidares „Gut gemacht“ für meine Hunde übrig, dann würden sie sich das Ganze beim nächsten Mal sicher anders überlegen. Nein, in so einer Situation muss der Jackpot her!

Eine starke Leistung muss auch großartig belohnt werden. Wenn da zu wenig kommt, dann wird sich jeder Hund das nächste Mal deutlich weniger anstrengen. Wozu denn auch? Dem Menschen scheint es ja egal zu sein.

(Inga Jung, Februar 2014)

 

Wenn Hunde stärker als beabsichtigt zubeißen – ist oft der Mensch schuld

In einer lockeren Runde mit Freunden und Kollegen kommen häufig Hundethemen auf, denn den meisten ist bekannt, dass ich als Hundeverhaltensberaterin unterwegs bin. Dabei werde ich oft mit Thesen und Theorien konfrontiert, die von anderen Hundetrainern geäußert oder – was selten gut ist – im Fernsehen aufgeschnappt wurden.

Vor einigen Wochen meinte ein Kollege, er sei auf einem Seminar über das Aggressionsverhalten von Hunden gewesen, und dabei sei erwähnt worden, dass Hunde grundsätzlich ganz genau wüssten, wie fest sie zubeißen, und dass es daher keinen unabsichtlichen Hundebiss gebe.

Das machte mich sehr nachdenklich. Ist das wirklich so?

Ich denke immer zuerst an meine eigenen Hunde, und da ist es doch häufig so, dass im Eifer der Emotionen auch mal ein bisschen stärker zugeschnappt wird als eigentlich beabsichtigt. Gerade wenn ich meinen Hunden mit Futter in der Hand dabei helfe, einigermaßen beherrscht an einer Katze vorbeizugehen, dann sind sie in der Regel so aufgeregt, dass sie es nicht bemerken, wenn sie statt des Futters meinen Finger erwischen oder auch mal etwas stärker zuschnappen als gewöhnlich.

Rufe ich „Aua“, dann lassen sie selbstverständlich sofort erschrocken los. Und in einer entspannten, ruhigen Situation ist ihnen das noch nie passiert, denn da sind sie dann auch wirklich in der Lage zu kontrollieren, wohin und mit welcher Kraft sie beißen.

Also: Wissen meine Hunde immer ganz genau, wie fest sie zubeißen? Nein, das tun sie nicht.

 

Hinzu kommt noch eine weitere Tatsache: Hunde haben keine angeborene Beißhemmung, das heißt, sie wissen nicht von Geburt an, wie fest sie zubeißen dürfen, bis es ihrem Gegenüber wehtut.

Welpen lernen im Spiel miteinander, wann dieser Punkt erreicht ist. Wenn ein Welpe aufschreit und das Spiel beendet, war es zu heftig. Dann wird eine Pause gemacht und später weitergespielt.

Und auch wir Menschen sind in der Pflicht, dem Hundekind zu zeigen, wann die spitzen Welpenzähne uns wehtun, indem wir uns bemerkbar machen und das Spiel kurz unterbrechen. Und das müssen wir regelmäßig wiederholen, bis der kleine Hund gelernt hat, dass er mit uns sanft umzugehen hat.

Wenn wir diese wichtige Lernphase verpassen und unserem kleinen Hund alles durchgehen lassen, weil er ja so niedlich ist, dann wird er auch später davon ausgehen, dass wir sehr unempfindliche Wesen sind und er ruhig beherzt zubeißen kann. Dem Hund hierfür einen Vorwurf zu machen wäre völlig falsch, denn wir haben es ihm schließlich so beigebracht.

Ein Hund, der dem Menschen gegenüber keine ausreichende Beißhemmung erlernt hat, weiß schlicht und einfach nicht, wann er dem Menschen wehtut. Das muss dem Hund beigebracht werden, denn von alleine kommt er nicht darauf.

 

Kommen wir zurück zu emotional aufregenden Situationen, wie ich sie oben geschildert habe. Ich denke, das kann man getrost auf alle Hunde beziehen. Denn immer dann, wenn starke Emotionen und Ablenkungen eine Rolle spielen, sinkt die Fähigkeit zur Selbstkontrolle. Das ist ein ganz normaler physiologischer Vorgang.

Und schauen wir noch ein bisschen weiter über den Tellerrand. Wie sieht es denn mit unserer Rechtsprechung aus? Da heißt es doch auch, dass in besonderen, emotional sehr aufwühlenden und stressigen Situationen manchmal mildernde Umstände gelten. Das nennt man dann „Handlung im Affekt“. Vielleicht ist derjenige, der „im Affekt“ einen anderen erschlagen hat, gar nicht schuldfähig, weil er durch besondere innere und äußere Umstände heftiger zugeschlagen hat als eigentlich beabsichtigt.

Mit solchen Erwägungen haben unsere Gerichte täglich zu tun, in Bezug auf Menschen.

Aber wenn wir schon unseren Mitmenschen zugestehen, sich in manchen Situationen so wenig unter Kontrolle zu haben; und wenn wir das als Entschuldigung für übertrieben starke Handlungen akzeptieren – es muss ja nicht gleich ein Mord sein –, dann finde ich es ganz schön überheblich, von unseren Hunden zu verlangen, dass sie all ihre Handlungen grundsätzlich im Griff haben sollten.

Denn das würde bedeuten, dass wir Menschen von einem Tier, das weniger rational und weniger vorausschauend denkt als wir, mehr Rationalität und Voraussicht erwarten als von uns selbst.

Für uns nehmen wir in Anspruch, im Affekt handeln und auch mal heftiger als gewollt reagieren zu dürfen. Unsere Hunde aber dürfen das nicht.

Affekthandlungen sind etwas, das man unwillkürlich tut. Über eine Affekthandlung denkt man nicht nach, sondern man handelt erst und überlegt sich danach erst, ob das gerade schlau war. Und genau das ist der Grund, warum wir von unseren Hunden nicht erwarten dürfen, dass sie sich jederzeit komplett unter Kontrolle haben. Das können sie gar nicht, es wäre schlicht und einfach zu viel verlangt.

Wir Menschen sind in der Lage, Situationen vorherzusehen. Wir können vorausschauend handeln. Und wir müssen das auch tun, wenn wir mit unseren Hunden zusammen sind.

Das heißt:

Wenn ich einen jagdbegeisterten Hund habe, dann muss ich mich darauf vorbereiten, dass er beim Anblick des Rehs, das in einiger Entfernung von uns über die Felder läuft, gleich ziemlich heftig reagieren wird.

Habe ich hingegen einen Hund, der sich schnell bedroht fühlt, und ich bringe ihn in eine bedrängte Lage, dann brauche ich mich ebenfalls nicht zu wundern, wenn er sich heftig verteidigt.

Wenn ich einen Hund habe, der im Spiel schnell überdreht und dann auch mal zuschnappt, dann darf ich ihn nicht so hochpushen. In dem Fall wäre ich selber schuld, wenn er in dieser Situation nach mir schnappt. Denn ich wusste, was ich tue, und ich habe mich meinem Hund gegenüber unfair verhalten, indem ich ihn so aufgedreht habe.

All das sind Dinge, die ich als Mensch beachten muss, damit mein Hund überhaupt in der Lage ist, sich zu beherrschen und nicht zu heftig zuzuschnappen. Das nennt man Fair Play.

(Inga Jung, Februar 2014)

Vermenschlichung

Ich las neulich in einer Hundezeitschrift einen Leserbrief, in dem eine Dame meinte, die Hunde würden immer mehr vermenschlicht. Sie fragte, was das den Hunden bringen würde.

Diesen Gedankenansatz finde ich interessant. Es steht sicher außer Frage, dass man von Hunden kein Sprachverständnis erwarten darf. Dass man von Hunden nicht verlangen darf, vorausschauend und in die Zukunft planend zu denken. Dass Hunde sich nicht um Modetrends und Äußerlichkeiten kümmern. Ich denke, das ist mit Vermenschlichung in erster Linie gemeint, und hier ist ganz klar eine Grenze zu ziehen: Von Hunden Dinge zu verlangen, die sie nicht verstehen und die ihrem Wesen nicht entsprechen, ist Tierquälerei.

Wir sollten uns aber auch nicht zu weit von dem Lebewesen Hund distanzieren, denn auch das ist nicht gut. Wenn wir den Hund zu weit von uns abrücken, dann neigen wir Menschen leider dazu, weniger Mitgefühl zu empfinden. Und das ist fatal. Dann kommt es wieder zu Äußerungen wie: „Das ist doch nur ein Hund.“ Das dürfen wir nicht zulassen. Nur weil ein Lebewesen sich in vielen Aspekten von uns unterscheidet, hat es doch unseren Respekt verdient.

Um meinen Kunden einen Einblick in das Wesen und die Gefühlswelt ihrer Hunde zu vermitteln, greife ich gern zu Vergleichen. Ich versuche sie dazu zu bringen, sich in ihren Hund hineinzuversetzen, damit sie nachvollziehen können, was ihn in bestimmten Situationen antreibt. Denn gerade bei einem langwierigen Training muss dieses Verständnis als Basis vorhanden sein. Ist das nicht der Fall, dann wird der Hund schnell als „begriffsstutzig“ abgeschrieben und die Leute geben zu früh auf. Wenn sie aber begriffen haben, wie schwer ihrem Hund diese Situation fällt, dann sind sie eher bereit, ein zeitintensives Training durchzustehen.

Ein Beispiel:

Ein Hund hat Angst vor fremden Menschen und bellt diese an. Der Hundetrainer, bei dem die Leute vorher waren, fragte allen Ernstes: Wollen Sie eine schnelle Lösung oder wollen Sie lange trainieren? Auf die Antwort hin, dass eine schnelle Lösung schick wäre, zückte der Trainer die Wasserflasche und spritzte den Hund jedes Mal voll, wenn er bellte. Natürlich hörte der Hund sofort auf zu bellen, jaulte, duckte sich und verkroch sich. Trainer zufrieden, ein voller Erfolg. Das Verhalten des Hundes fremden Menschen gegenüber wurde allerdings in der Folgezeit heftiger.

Nun rief man mich an und erzählte mir die Geschichte. In solchen Situationen ist es sehr hilfreich, einen Vergleich zu ziehen und die Hundebesitzer zu bitten, sich vorzustellen, sie hätten beispielsweise panische Angst vor Spinnen, Schlangen oder etwas ähnlichem (das darf sich jeder nach Belieben aussuchen). Auf einmal seilt sich direkt vor ihrem Gesicht eine riesige Spinne ab und nimmt Kurs auf ihre Nasenspitze, und sie haben keine Möglichkeit auszuweichen. In Panik schreien sie los – und ihr Partner kippt ihnen im selben Moment einen Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf. Hilft das gegen die Angst vor der Spinne? Nicht wirklich, oder? Und ist das Vertrauen in den Partner anschließend gestärkt? Wird er ihnen das nächste Mal helfen? Vermutlich nicht.

Solche oder ähnliche Vergleiche helfen uns Menschen, uns in die Lage anderer zu versetzen. Sie helfen uns, Situationen zu verstehen, die uns auf den ersten Blick albern oder sinnlos erschienen.

Ist das auch Vermenschlichung? Vielleicht könnte man es so nennen. Aber ich finde es wichtig, die Distanz zu unseren Hunden nicht zu groß werden zu lassen. Unsere Hunde sind zwar keine Menschen, aber sie haben doch dieselbe Gefühlswelt wie alle Säugetiere. Sie empfinden Angst, Schmerz, Liebe, Freude, Trauer und Glück, genauso wie wir – ja, das wurde inzwischen sogar schon wissenschaftlich nachgewiesen, obwohl ich es eigentlich traurig finde, dass das überhaupt notwendig ist, denn es ist doch so offensichtlich.

Wir dürfen von unseren Hunden nicht erwarten, dass sie Dinge verstehen, die nur wir Menschen verstehen. Hunde planen nicht in die Zukunft, und sie sind auch nicht nachtragend. Sie interessieren sich nicht für modische Frisuren und sie nehmen die Welt anders wahr als wir. Aber sie erleben ihre Gefühle genauso wie wir es tun – vielleicht sogar intensiver als wir – und darauf müssen wir Rücksicht nehmen, das dürfen wir nicht ignorieren. Daher ist es auch erlaubt, hin und wieder mal die Perspektive zu wechseln und uns in unsere Hunde hineinzuversetzen, die Welt aus ihrem Blickwinkel zu betrachten, einfach um sie besser verstehen zu können.

(Inga Jung, Februar 2014)

Kurs Hundeverhalten beobachten und verstehen Mai 2014

Auch die Volkshochschule Gettorf hat sich entschieden, im kommenden Frühjahr den Kurs „Hundeverhalten beobachten und verstehen“ als Komplettpaket mit Theorie und Praxis zu wiederholen.

Genaueres zum Ablauf des Kurses lesen Sie oben in der Ankündigung für die VHS Felde. Der Praxisteil wird wieder am Hundestrand stattfinden (Bilder des vergangenen Kurses im September 2013 sehen Sie unten).

Der Kurs war im letzten Jahr an allen vier Volkshochschulen sehr beliebt und die Teilnehmer durchweg aufgeschlossen und wissbegierig. Es können begleitend zur Analyse von Fotos und Videosequenzen auch schon im Therorieteil viele Fragen gestellt werden, so dass die Kursteilnehmer die Möglichkeit haben, den Kurs mitzugestalten. Das sollte man sich nicht entgehen lassen!

Ort: Volkshochschule Gettorf

Dozentin: Inga Jung, Hundeverhaltensberatung

Termin: Samstag, 10. Mai 2014, 15 bis 17 Uhr
sowie Sonntag, 11. Mai 2014, 11 bis 13 Uhr
Kursgebühren für beide Tage: 22 Euro

Anmeldung ab sofort direkt über die VHS Gettorf möglich

Kurs Der unsichere Hund – Ursachen, Nebenwirkungen und was man als Besitzer tun kann

Sehr viele Hunde haben heutzutage mit Unsicherheiten zu kämpfen, denn unsere Welt ist unübersichtlich geworden. Hunde sind enorm anpassungsfähig, aber der Straßenverkehr, der Lärm, die zahlreichen Hunde und Menschen, vor allem in der Stadt, und die Hektik unseres Alltags überfordern sie trotzdem.

Hinzu kommt, dass viele Hunde in der so wichtigen Welpenzeit nicht ausreichend auf alles, was ihnen später so begegnen wird, vorbereitet wurden. Unsicherheit kann sich je nach Charakter und Situation in Flucht und Rückzug, in Meideverhalten, aber auch in Aggressionsverhalten äußern.

Hat man einen unsicheren Hund, dann wird man häufig von allen Seiten mit gut gemeinten Ratschlägen bombardiert, bis man irgendwann selbst völlig verunsichert ist und gar nicht mehr weiß, wie man sich denn nun am besten verhalten sollte.

Unsicherheit ist im Gegensatz zu manch anderem unerwünschten Verhalten nicht nur für den Menschen störend, sondern auch für den Hund sehr belastend – sowohl psychisch als auch körperlich.

In diesem Kurs möchte ich erklären, welche Ursachen Unsicherheit hat, wie sich diese negative Gefühlslage auf Dauer auf den Hund auswirken kann und welche Abstufungen es gibt. Und ich möchte Tipps geben, was man als Besitzer eines unsicheren Hundes wirklich tun kann, um seinem Hund zu helfen.

Ort: Volkshochschule Melsdorf

Dozentin: Inga Jung, Hundeverhaltensberatung

Termin: Freitag, 16. Mai 2014, 17 bis 19 Uhr
Kursgebühren: 8 Euro

Anmeldung ab sofort hier online möglich

Kurs Hundeverhalten beobachten und verstehen April 2014

Nach dem Einstieg in der VHS Flintbek geht es in diesem Frühjahr weiter mit der VHS Felde. Dort findet der Kurs im April inklusive Praxisteil statt. Es ist allerdings auch möglich, nur an der Theorie teilzunehmen.

In der Volkshochschule Felde wird es im Frühjahr 2014 eine Wiederholung des kompletten Kurses „Hundeverhalten beobachten und verstehen“ mit Theorie und Praxis geben. 

Im theoretischen Teil werden wir anhand von Fotos und kurzen Videosequenzen das Verhalten der Hunde analysieren, und es dürfen natürlich viele Fragen gestellt werden. Im Praxisteil, der sich am nächsten Tag anschließt, wollen wir dann schauen, was uns die mitgebrachten Hunde der Teilnehmer zeigen.

Wenn das Wetter einigermaßen mitspielt, mache ich während des Praxisteils Fotos, die ich im Anschluss mit kurzen Erläuterungen auch gerne per E-Mail herumschicke. Auf diese Weise können die Teilnehmer das von ihren Hunden gezeigte Verhalten noch besser aufschlüsseln und auf den Bildern erneut anschauen.

Die an dem Praxisteil zum Kurs Hundeverhalten beobachten und verstehen teilnehmenden Hunde sind selbstverständlich frei von ansteckenden Krankheiten und haftpflichtversichert.

Ort: Volkshochschule Felde

Dozentin: Inga Jung, Hundeverhaltensberatung

Termin: Samstag, 05. April 2014, 15 bis 17 Uhr
sowie Sonntag, 06. April 2014, 10.30 Uhr bis 12.30 Uhr

Kursgebühren für beide Tage: 22 Euro (nur Samstag: 12 Euro)
Kursnummer: 1.9

Anmeldung ab sofort in der VHS Felde per E-Mail oder schriftlich möglich

Kurs Hundeverhalten beobachten und verstehen März 2014

Nachdem im Jahr 2013 meine Volkshochschulkurse auf große Begeisterung stießen, werde ich auch in 2014 wieder spannende Kurse anbieten. Los geht es dieses Mal am 22. März mit der VHS Flintbek:

Wie im Oktober 2013 wird auch im kommenden Frühjahr mein Kurs Hundeverhalten beobachten und verstehen in der VHS Flintbek ohne Praxisteil stattfinden. Anhand von Bildern und kleinen Filmsequenzen werden wir uns das Verhalten von Hunden im Detail ansehen und besprechen. Es geht hierbei nicht nur um das Verhalten der Hunde untereinander, sondern auch um das Verhalten gegenüber uns Menschen. Wir besprechen, wie wir uns dem Hund verständlich machen und wie wir in verschiedenen Situationen am besten auf den Hund reagieren sollten. Dieser Kurs bietet sich insbesondere auch für Menschen an, die Angst vor Hunden haben, weil sie nicht deuten können, was ein Hund, der ihnen draußen begegnet, von ihnen möchte. Hundebesitzer sind aber selbstverständlich genauso willkommen!

Ort: Volkshochschule Flintbek

Dozentin: Inga Jung, Hundeverhaltensberatung

Termin: Samstag, 22. März 2014, 16 bis 18 Uhr
Kursgebühren: 10 Euro

Anmeldung ab sofort über die VHS Flintbek möglich