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Buchtipp: „Leben mit Hunden – gewusst wie!“

 

Lange Zeit habe ich auf ein Buch gewartet, das umfassend und allgemein auf das Leben mit Hunden und die Beziehung zwischen Mensch und Hund eingeht und dabei sowohl den aktuellen Stand der Wissenschaft als auch moderne Erziehungsmethoden berücksichtigt. Ein Buch, das mit alten Hüten wie Dominanz-, Rudel- und Rangordnungsmodellen aufräumt und zeigt, wie ein partnerschaftliches Zusammenleben von Mensch und Hund heutzutage funktionieren kann. Im April 2014 ist es endlich im Kynos Verlag erschienen: „Leben mit Hunden – gewusst wie!“

Leben mit Hunden

Das Buch wurde von einem Kollektiv verschiedener Autorinnen und Autoren aus dem deutschsprachigen Raum verfasst, die sich dem auf Lob und positiver Verstärkung basierenden Hundetraining verschrieben haben. Viele von ihnen kenne ich persönlich von gemeinsam besuchten Fortbildungen, denn ihnen allen ist Weiterbildung ein wichtiges Anliegen. Ohne die neuesten Erkenntnisse der Verhaltensforschung würde Hundetraining auf der Stelle treten, Trainer könnten sich nicht weiterentwickeln. Trainer, die keine Fortbildungen besuchen, sind hier lebendige – und warnende – Beispiele. Die ständige Vertiefung seines Wissens und Erweiterung seines Horizonts sind absolute Notwendigkeiten für einen Hundetrainer. Und ebenso wichtig ist es, dieses Wissen an die Hundebesitzer weiterzugeben. Dieses Buch ist ein wunderbarer erster Schritt, auch für Hundeanfänger, dem Thema näherzukommen.

Natürlich ist es nicht möglich, auf nur 180 Seiten alles Wissen über das Leben mit Hunden zu versammeln. Dass die Autorinnen und Autoren diese Herausforderung dennoch angenommen und versucht haben, kurz und knapp, aber doch aussagekräftig, einen Überblick zu schaffen, verdient Respekt. Ich selbst traue mich nicht, ein so umfassendes Thema in so einer engen Verpackung darzustellen, denn ich wäre mit dem Ergebnis niemals zufrieden. Es würden zu viele wichtige Aspekte fehlen. Aber wir brauchen ein solches Übersichtswerk, das leicht zu lesen ist, einen ersten Einblick verschafft und Lust darauf macht, tiefer in die Materie einzusteigen.

Vielen Dank an den Herausgeber Stefan Wittenfeld und all Autorinnen und Autoren für dieses Buch. Es hat vor seinem Erscheinen viel zu lange in meinem Regal gefehlt.

(Inga Jung, März 2016)

Vorschau: Mein Buch „Betreten verboten! Territorialverhalten bei Hunden verstehen“

Mein neues Buch erscheint im Herbst 2016!:

Betreten verboten! Territorialverhalten bei Hunden verstehen
Inga Jung

1. Auflage Herbst 2016
Kynos Verlag

Es gibt bisher wenige Bücher zum Thema Territorialverhalten bei Hunden, und die Bücher, die ich zu dem Themenbereich gefunden habe, waren leider qualitativ sehr schlecht. Ich fand daher, dass es an der Zeit ist, ein Buch über Territorialverhalten zu schreiben, welches sowohl die Hintergründe des Verhaltens erklärt und verständlich macht, als auch viele Praxistipps für unterschiedliche Situationen bereithält.

Dabei liegt mein Fokus selbstverständlich auf einem gewaltfreien Umgang mit dem Hund. Auch wenn Territorialverhalten häufig mit Aggressionsverhalten einhergeht, gibt es keinen Grund, als Mensch ebenfalls aggressiv zu reagieren. Es gibt viele Möglichkeiten, Territorialverhalten durch eine durchdachte Kombination aus Management und positivem Training, das Hund und Mensch Spaß bringt, im Alltag kontrollierbar zu machen, sodass von dem Hund keinerlei Gefahr ausgeht.

Wie man dies umsetzt, welche Situationen speziell beachtet werden müssen, wie man vorausschauend agiert und vieles mehr werde ich in meinem neuen Buch beleuchten.

Obwohl es sich um Hunde aller territorial veranlagten Rassen und Mischlinge drehen wird, sehe ich mein neues Buch unter anderem auch als Ergänzung zu meinem 2011 erstmals erschienenen Buch „Unser Hund – Der Australian Shepherd“, das gerade in der 4. Auflage gedruckt wird. In meinem ersten Buch konnte ich aus Platzgründen nicht ausführlich genug auf das Thema Territorialverhalten eingehen. Ich habe dies im Grunde immer nur kurz angesprochen, aber es hätte den Rahmen des Buches gesprengt, ins Detail zu gehen. Nun wird in diesem Jahr mit meinem neuen Buch endlich eine ausführliche Besprechung des Territorialverhaltens erscheinen, die aufzeigt, was einen mit einem territorial motivierten Hund erwarten wird und wie man damit umgehen sollte. Für Freunde meines Buches über den Australian Shepherd ist mein neues Buch eine absolute Empfehlung zum Weiterlesen.

Freuen Sie sich auf den Herbst!

(Inga Jung, Februar 2016)

Utopie

 

Was wäre, wenn es auf einmal auf der Erde eine Spezies gäbe, die genauso grausam und erfindungsreich wäre wie der Mensch? Sagen wir, diese Spezies nennt sich „Abc“.

Diese Abcs würden anfangen, Menschen zu züchten, sie gegen ihren Willen zu verpaaren und so viele Kinder wie möglich bekommen zu lassen. Die meisten Menschen, die so in Massen produziert werden, nennt die Spezies Nutz-Menschen.

Den Müttern wird ihr Baby kurz nach der Geburt weggenommen, damit ihre Milch abgezapft werden kann, bis sie erneut ein Kind erwarten und sich das Ganze wiederholt.

Wer keine Kinder mehr bekommen kann, wird auf einen Transporter geladen und in einem von vielen riesigen Todeshäusern qualvoll und unter großer Angst ermordet. Wer noch genießbar ist, wird zu Fleisch und Wurst verarbeitet. Ansonsten wird aus der Haut der Menschen Leder gemacht, mit dem Möbel und Autositze bezogen und Schuhe angefertigt werden.

Die Kinder der Nutz-Menschen werden einige Jahre lang auf engstem Raum zusammengedrängt in Hallen am Leben gehalten und gemästet, dann werden auch sie auf Transporter geladen und nach einer oft stundenlangen Fahrt in Hitze und Enge in einem der Todeshäuser ermordet.

Die Jungs werden nach einigen Monaten kastriert, damit ihr Fleisch zarter wird. Aus Kostengründen wird ohne Betäubung kastriert. Schmerzmittel gibt es auch keine, es sind ja nur Nutz-Menschen, für deren Wohlergehen sich kaum jemand interessiert, und die Schmerzmittel würden die Qualität des Fleisches beeinträchtigen.

Einige Millionen Menschen werden für Versuchslabore abgezweigt oder sogar speziell dafür gezüchtet. In den Laboren werden sie mit grausamen Experimenten gefoltert, die sie meist nicht überleben. Wenn gerade keine Experimente stattfinden, vegetieren sie in klinisch sauberen komplett gefliesten Gefängniszellen ohne Sonnenlicht vor sich hin.

Die meisten von uns werden niemals älter als 20 Jahre werden, viele sterben schon im Kleinkind-Alter, denn die Spezies hat einen enormen Hunger auf unser Fleisch, und das schmeckt nun einmal nicht mehr, wenn wir alt werden. Außerdem wäre es zu kostenintensiv, so viele Menschen zu lange durchzufüttern. Wir dürfen nur so lange leben, bis wir unser optimales Schlachtgewicht erreicht oder genügend Kinder geboren haben. Aber das Leben, das wir haben, ist ohnehin mehr ein Dahinvegetieren. Wir sehen niemals die Sonne und spüren niemals das Gras unter den Füßen. Wir leben auf Plastikboden und hocken in unseren eigenen Fäkalien.

Dann gibt es ein paar besondere Menschen, die von der uns beherrschenden Spezies im Haus gehalten werden. Diese nennt man Haus-Menschen. Meist werden sie im Kleinkindalter ins Haus gebracht, weil sie dann besonders anpassungsfähig sind. Manche werden gut behandelt, andere werden als Spielzeug für den Nachwuchs angeschafft, manche werden geschlagen und missbraucht. Wer Glück hat, kommt zu einigermaßen netten Vertretern der Abcs, aber wer Pech hat, kommt zu besonders grausamen, und denen ist er dann sein Leben lang komplett ausgeliefert. Oft werden die Haus-Menschen mit dem Fleisch von Nutz-Menschen gefüttert, unter anderem weil das durch die Massenmenschenhaltung sehr günstig zu bekommen ist. Diese privilegierten Haus-Menschen leben häufig in Käfigen und entwickeln dann Verhaltensstörungen, aber zumindest werden sie nicht ermordet. Wer in der Lage ist, sich an dieses unnatürliche Leben anzupassen, der kommt einigermaßen gut zurecht.

Eine relativ kleine Gruppe Menschen darf in den Feldern und Wäldern frei leben, man nennt sie Wild-Menschen. Aber sie müssen täglich um ihr Leben fürchten, denn die Abcs haben Spaß daran, sie zu jagen, und tun dies als Hobby in ihrer Freizeit. Einige der Jäger sind auf das Fleisch der frei lebenden Menschen aus, andere stopfen die Menschen aus und stellen sie sich als Trophäen in ihre Häuser oder hängen sich ihre präparierten Köpfe an die Wände. Vorzugsweise geschieht dies in den Restaurants, in denen es auch das Fleisch dieser Menschen zu essen gibt. Manchmal werden Treibjagden veranstaltet, auf denen dann bis zu 1000 Menschen auf einmal ermordet werden. Die Jäger legen sie dann in einer Reihe hin und machen stolz Fotos von den Leichen.

 

Diese Utopie, die sich anhört wie die Idee für ein Horrorfilm, ist gar nicht so weit hergeholt. Es ist tägliche Realität für Millionen von Tieren. Genau so und nicht anders gehen wir mit den Lebewesen, mit denen wir unseren Planeten teilen, um.

Und es ist keineswegs so, dass man Menschen und Tiere nicht in dieser Form vergleichen könnte. Es ist eine Tatsache, die nicht mehr angezweifelt wird, dass Schweine und Kühe ebenso ein Bewusstsein besitzen wie wir Menschen und durchaus in der Lage sind zu verstehen, was wir ihnen antun. Sie begreifen, dass wir sie quälen. Wenn sie ins Schlachthaus getrieben werden, wissen sie, was das bedeutet, und sie haben Angst. Todesangst.

Und warum diese ganze Quälerei? Damit wir Menschen billiges Fleisch essen und billige Lederschuhe kaufen können, damit wir billige Milch, billige Eier und billigen Käse bekommen. Wir unterscheiden uns in keinster Weise von den Abcs. Wir tun exakt dasselbe wie sie. Und das, was wir tun, wird von uns nur deshalb nicht als ein Verbrechen empfunden, weil wir selbst nicht die Opfer sind. Die Opfer sind die anderen. Wir selbst sind nicht betroffen, also ist es nicht so schlimm.

Es ist doch immer wieder erstaunlich, zu welch grausamen Taten Menschen in der Lage sind, wenn ihr Tun gesellschaftlich akzeptiert und durch irgendeine Ideologie begründet ist. Da metzeln Missionare tausende von Menschen nieder, weil diese nicht bereit sind, sich ihrem Glauben anzuschließen. Da infizieren Pioniere ganze Völker mit tödlichen Krankheiten, weil sie meinen, sie hätten Anspruch auf das Land, auf dem diese seit Urzeiten gelebt hatten. Da vergasen Menschen Millionen von Menschen in Konzentrationslagern, weil Propagandafilme und Hetzreden sie davon überzeugt haben, dass deren Leben nichts wert sei. Da schlachten Menschen Milliarden von Tieren auf grausame Weise ab, weil sie ihr Fleisch essen oder zu Hundefutter verarbeiten oder auch einfach vergammeln lassen und wegwerfen wollen.

Alle diese Taten wurden von ganz normalen Leuten begangen. Leuten wie du und ich. Leuten, die in dem Moment geglaubt haben, sie täten das Richtige.

Alle diese Taten sind grausam und falsch, und es gibt keine einzige Begründung, die sie auch nur ansatzweise rechtfertigen könnte.

Wir müssen endlich aufhören, grundlos zu töten.

(Inga Jung, August 2015)

Gedanken über den Tierschutz

 

Tierschutz geht uns alle etwas an. Solange wir in einer Welt leben, in der Tiere direkt durch Misshandlung, Nutztierhaltung, Versuchstierhaltung etc. oder auch indirekt durch die Zerstörung ihrer Lebensräume ausgebeutet und bedroht werden, ist Tierschutz elementar. Wir brauchen mutige Menschen, die nicht wegsehen, sondern handeln. Die dort, wo sie können, zupacken und helfen.

Aber Tierschutz fängt auch im Kleinen an, im Alltag. Jeder, der ein Haustier hält, muss sich der Verantwortung bewusst sein, die er trägt. Er muss sich dessen bewusst sein, dass er dafür Sorge zu tragen hat, dass es diesem Tier gut geht und dass es nicht leiden muss. Und zwar ein Leben lang. Nicht nur solange es dem Menschen nützt, sondern auch dann, wenn es mal nicht so glatt läuft. Ein Haustier zu adoptieren bedeutet, eine Partnerschaft fürs Leben einzugehen. In guten wie in schlechten Zeiten.

Auch die Hundeverhaltensberatung ist oft aktiver Tierschutz. An das Verhalten von Hunden werden heutzutage enorme Anforderungen gestellt, denen kaum ein Hund entsprechen kann. Viele Menschen erwarten zu viel von ihrem Hund, sind frustriert, wenn es nicht klappt, und greifen dann zu drastischen Maßnahmen. Oft sehe ich, dass Hunde durch unangemessene Strafen enorm unter Druck gesetzt und völlig überfordert werden. Und dann wundern sich die Menschen, dass ihre Hunde das Vertrauen in sie verlieren.

Mein Job besteht oft darin, den Übersetzer zu spielen und den Menschen zu erklären, dass ihr Hund sie keinesfalls ärgern will, sondern dass sie ihm einfach mehr Zeit lassen und ihm eine Rückmeldung geben müssen, wenn er etwas gut macht. Das alleine genügt manchmal schon, um die Beziehung zwischen Hund und Mensch entspannter und liebevoller werden zu lassen. Empathie und Mitgefühl mit dem Hund ist keineswegs als Schwäche oder Vermenschlichung zu deuten, sondern für eine gute Beziehung zum Hund einfach unerlässlich.

Aber wir müssen an alle Tiere denken und nicht nur an unsere Haustiere. Auch die sogenannten Nutztiere haben Gefühle, auch sie empfinden Schmerz, Angst und Trauer, das leugnet heutzutage keiner mehr, auch wenn die meisten Menschen es nur allzu gern verdrängen möchten.

Dabei ist „keine Zeit“ oder „kein Geld“ nun wirklich kein Argument, mit dem man sich hier aus der Verantwortung stehlen könnte. Niemand muss gleich eine Stiftung gründen oder vor einem Schlachthof eine Demo veranstalten, um dazu beizutragen, dass das Leid der Tiere geringer wird.

Es würde schon ausreichen, wenn jeder Mensch sich Gedanken darüber machen würde, was er isst, was für Kleider und Schuhe er trägt und was er seinen Haustieren zu fressen gibt. Wir wissen heute, dass der übermäßige Verzehr von Fleisch alles andere als gesund für uns Menschen ist. Warum also nicht einfach mal seltener Fleisch kaufen und das Geld, das man dadurch gespart hat, in Bio-Fleisch investieren? Oder, noch besser und keinesfalls ungesund, einfach komplett auf Fleisch verzichten.

Auch die konventionelle Produktion von Milch und Eiern ist kein Vergnügen für die Tiere. Glücklicherweise gibt es inzwischen in jedem Supermarkt eine große Auswahl an Bio-Produkten. Der Käufer hat die Wahl, welche Art der Tierhaltung er mit seinem Geld unterstützen und finanzieren möchte, denn schließlich geht es hier um Lebewesen, das darf man nie vergessen.

Das Billigfleisch aus der Massentierhaltung findet sich natürlich auch im Hundefutter wieder. Und die Stresshormone und Medikamente, die im Fleisch dieser Tiere enthalten sind, greifen auch die Gesundheit unserer Hunde an. Bio-Hundefutter kann man sich vielleicht nicht jeden Tag leisten. Aber es ist schon ein Anfang, es hin und wieder mal zu kaufen. Und es hat noch keinem Hund geschadet, ein- bis zweimal in der Woche einen vegetarischen Tag einzulegen, im Gegenteil, viele Hunde sind richtig wild auf Gemüse und Kartoffeln.

Echtpelzbesatz an Jacken, Handschuhen und Mützen ist seit einigen Jahren wieder absolut im Trend, und viele Menschen kaufen diese Kleidung völlig gedankenlos. Dabei steckt dahinter eine grausame Industrie, die man mit dem Kauf solcher Ware weiter finanziert.

Und auch wer für die Forschung spendet oder Reinigungsmittel kauft, sollte immer genau nachfragen, ob er mit seinem Geld nicht unbewusst sinnlose und grausame Tierversuche finanziert.

So können wir alle aktive Tierschützer sein, allein dadurch, dass wir bewusst in den Supermarkt gehen und nicht immer nur das billigste Produkt kaufen, sondern darüber nachdenken, was wir da in unseren Einkaufswagen legen und welche Auswirkungen dies hat. Wir alle tragen vielleicht unbewusst dazu bei, dass weiterhin Tiere für den Menschen leiden und sterben, aber wir können das ändern, indem wir einfach etwas bewusster durchs Leben gehen.

Es wäre schön, wenn wir in einer Welt leben würden, in der Tierschutz gar nicht notwendig ist, weil kein Tier missbraucht und misshandelt würde. Aber solange dies nicht der Fall ist, müssen wir alle aufmerksam durchs Leben gehen und aktiv dazu beitragen, dass wir das Leid der Tiere nicht noch vergrößern.

(Inga Jung, Januar 2015)